Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

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Silencio
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Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von Silencio »

Hallo in die Runde,

nachdem ich hier im Forum Infos für mich bekommen habe und dabei auch gelesen habe, dass es diverse Überlegungen zum Wasserballast gibt, möchte ich hierzu meinen Beitrag schreiben.

Dehlya 25, Bj. 1985, Rumpfnummer 247. gekauft 2008.
Hauptverwendungszweck: Urlaub in Kroatien möglichst „autark“, also fern von Marinas, übernachten fast immer in Buchten vor Anker.

Vorbemerkung: Den Aufwand, den ich nachfolgend beschreibe, habe ich im Jahr 2009 bewusst getrieben, um mein Ziel (s.o.) mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen. Dieser Bericht soll rein eine Information darstellen.

Im ersten „Probesegelsommer“ an einem See hatte ich festgestellt, dass das Wasserballast-Ventil immer offen stand. Wenn man eine Weile „lage“ segelt, dann entleert sich der Wasserballast teilweise und bringt somit keinen ernsten Stabilitätsgewinn. Übrigens hatte dieses Boot die Betätigung für das Ventil an steuerbord neben dem Niedergang, nicht wie offenbar später üblich am Kielkasten.

Wir (meine Frau, Junior und ich) benötigen für die langen Aufenthalte fern von Frischwasser einen großen Wassertank. Der Ballasttank sollte dafür herhalten. Er unterteilt sich in 3 untereinander verbundene Kammern, zwischen denen sich breite Quer-Verstärkungsstreben befinden: 1. Kammer vor und neben dem Kielkasten, 2. mittschiffs und 3. der kleinste Teil beim Niedergang.

Die vordere und hintere Kammer wollte ich als Tank für Frischwasser erhalten, die mittlere als Stauraum nutzen.

Mit einer Trennscheibe (für Edelstahl 1 mm dick) trennte ich zuerst zwei Öffnungen beidseits unter den vorderen Bakskistendeckeln heraus. Nun sah ich mit Lampe und Spiegel, dass es auch im Mittelteil kein Problem geben würde. Dann folgte der große Schnitt im Hauptboden.
Ballasttank Umbau 1.jpg
Ballasttank Umbau 2.jpg
Dort wo Rumpf und Boden zusammenlaufen, also in den hintersten Ecken im Bakskistenbereich bei den Quer-Verstärkungsstreben, waren die einzelnen Tankbereiche korrekter weise nicht komplett voneinander getrennt, für meinen Zweck also „nicht dicht“. Hier musste ich den vorderen und hinteren Tank gegenüber dem Mittelteil abdichten. Der hintere Tank musste im untersten Bereich noch eine Platte einlaminiert bekommen um die Kammer zu schließen – helle Platte auf dem 2. Foto. Das defekte Ballasttank-Ventil habe ich entfernt, dort kam ein Schlauch zum Seewasserzapfen dran.

Die Tanks sind mit Schläuchen bzw. Rohren so verbunden, dass man sie von einer Bakskiste hinten in der Plicht (keine Gefahr wenn etwas über läuft – und es läuft über … ) auch über Kanister befüllen kann, sowie das Wasser gezielt aus dem vorderen oder hinteren Tank entnehmen kann und im Zweifelsfall (Sturm) auch mit Seewasser befüllen kann. War bisher nicht nötig.

Das abgetrennte Bodenteil habe ich als Klappdeckel ausgeführt.

Wegen Stabilität sehe ich kein Problem, die von mir erstellten Öffnungen sind umgeben von kräftigen Streben, die die Lasten im Boot aufnehmen. Eine Veränderung in dem 1 mm breiten Spalt um den Deckel herum war nicht zu beobachten.

Den vertieften Mittelteil des Rumpfs, auf dem das Boot auf dem Trailer steht, hat Dehler netter Weise so breit gemacht, dass Standard-KFZ-Akkus hinein passen, wenn man vorher die Befestigungsrippen längs unten am Akku entfernt. Somit sind an der tiefsten Stelle im Boot der 100 Ah Versorgungsakku und der 45 Ah Starterakku (55 Ah sollten auch passen) untergebracht. Den restlichen Raum füllen Pumpen, eine Umkehrosmose-Trinkwasserfilteranlage (filtert das Wasser aus den Tanks) und andere eher schwere Gegenstände wie Werkzeug, Konserven ...

Auch wenn sich die Arbeit nicht an einem Wochenende erledigen ließ, hat es sich voll gelohnt und bewährt. Einziges störendes Detail: schon bei leichtem Schwell in der Bucht gerät das kleine Boot ganz schön ins schaukeln und folglich rauscht das Wasser bei ca. halb vollem hinteren Tank von einer Seite auf die andere. Das ist nicht schlimm, kann aber nervig werden. Hier könnte man längs, mittig ein Prall-Schott im Tank vorsehen, das muss nicht absolut dicht sein, nur das volle Rauschen unterbinden.

Für die, die auch am Meer unterwegs sind und sich über die Wasserversorgung Gedanken machen: Ich habe eine Meerwasserpumpe eingebaut: um Hände, Geschirr usw. vor-zuwaschen wird das Meerwasser benutzt. Ich rede hier von klarem Wasser in unbewohnten Buchten in Kroatien.

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Als ich im Forum über den Ballasttank gelesen habe, stieß ich auf eine Meinung, dass der Tank für Osmose am Rumpf außen verantwortlich sei.

Wenn man am Unterwasserschiff (außen) Osmose feststellt und meint, dass der Schaden vom Ballasttank kommt, müsste der Rumpf aus meinem Verständnis her doch schon irreparabel geschädigt sein, das gesamte Laminat eine einzige Osmoseblase sein – doch bin ich hier nicht vom Fach und habe diesbezüglich auch keine Erfahrung und ich will auch hier keine Osmosediskussion anzetteln.

Der Gedanke, wenn Osmose außen am Rumpf entstehen kann, sie genau so gut auch im Ballasttank entstehen kann, ist logisch. Aber vielleicht wirken außen doch mehr „feindliche Kräfte“ als innen im Tank. –> Im Tankbereich konnte ich in meinem Fall keinerlei Schäden feststellen. Die Oberfläche war nach einer simplen Reinigung fast wie neu!

Beim Rumpf sah die Sache etwas anders aus:
Meine Dehlya hatte nach dem Entfernen diverser undefinierbarer Anstrichschichten im Unterwasserschiff beim An- und folgendem Abschleifen einer 2K Beschichtung, die auch von den Vorbesitzern stammten musste und nicht von Dehler, „sonderbare“ oberflächliche, kleine Pusteln. Das Schiff stand bei dieser Arbeit schon Monate an Land, Feuchtigkeitseinschlüsse in den Pusteln konnte ich nicht erkennen, auch keinen üblen Geruch wahrnehmen – außer den aus meinen eigenen Poren, bei dieser schweißtreibenden Arbeit.

Eine Total-Rumpfsanierung kam für mich ohnehin nicht in Frage, somit kamen auch keine Messgeräte oder Fachleute zu Rate. Was auch immer diese Pusteln wirklich genau sein sollten, ich schliff ich den Rumpf glatt, die Pusteln waren angeschliffen, dann so gut es ging gewaschen und getrocknet. Das Gelcoat entfernte ich nicht. Darauf kamen ein paar Lagen 2K-Beschichtung von Hand. Das ist 7 Jahr her.

Ich bohrte damals für ein Log ein Loch in den Rumpf und staunte, wie dick er bei diesem Schiffchen ist (das Maß habe ich leider heute nicht mehr). Wann, wenn überhaupt aus den kleinen Pusteln bei meinem Schiff ein ernsthafter struktureller Schaden entstehen sollte, weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich bis heute schon einige Sommer unterwegs gewesen und der Rumpf wellt sich noch nicht unter den Hebegurten beim Kranen. Und wenn ich lese, dass neue großvolumige Kleinyachten aus Polen einen Rumpf haben, den man von Hand etwas eindrücken kann, dann bin ich noch lange auf der sicheren Seite – schon mal bei Dehlya gegen den Rumpf gedrückt?

Beste Grüße
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Uli
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Re: Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von Uli »

Hallo,
toller Beitrag, tolle Arbeit. Ich habe das ja 2008 von Theo Kordt machen lassen.
Dein Beitrag hätte eigentlich schon 2008 von dir geschrieben werden müssen. :D

Viele Grüsse
Uli
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kabel69
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Re: Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von kabel69 »

Hallo Silencio,

herzlich willkommen im Forum und dann gleich so ein Hammerbeitrag! Ich musste deinen Betrag erstmal in Ruhe 2 x lesen, um zu verstehen, wie du den Ballasttank umgebaut hast.

Aber Respekt vor dieser sehr guten Idee, den Ballasttank zum Universaltank (Frischwasser oder Ballastwasser) umzufunktionieren. Und dass die schweren Batterien den wirklich tiefsten Punkt im Schiff gefunden haben. Dies kommt dem aufrichtenden Moment zugute und gleicht ggf. den fehlenden Wasserballast im Mittelteil aus.

Ich habe festgestellt, dass die Schotts umlaufend zwar dicht aussehen, es aber nicht sind. So sollten auch die oberen horizontalen Verbindungen zum Kajütboden sicherheitshalber nachlaminiert werden.

Die Schlingerbleche würde ich in den vorderen und hinteren Tank noch einlaminieren, oder die Tanks nochmal mit einem dichten Schott mittig teilen. Dann hätte man zwar 4 Tanks aber weniger bewegte Wassermassen die nach Lee fließen können. Man kommt über den Kajütboden gut ran und kann ihn danach ja wieder zulaminieren.

Mit gefällt deine Idee gut!

Meine ist übrigens auch Bj. 1985 (Baunummer 284) und hatte genau das gleiche Problem, Ballastventil immer offen und Bowdenzug an der Steuerbordseite neben dem Niedergang. War für mich auch keine Dauerlösung.

Grüße, Gerald
Silencio
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Re: Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von Silencio »

Hallo kabel69,

ich habe zwar den halben Boden zersägt, aber auf die Idee noch einen Längsschnitt zumindest im hinten Tanksegment zu machen und dort eine Schottwand in den Tank zu schieben, darauf war ich nicht gekommen - danke für den Hinweis. Mache ich vielleicht noch.

Im vorderen Tank rauscht es weniger.

Die Dehlya-Querschotts sind bei mir zum Boden hin dicht, außer wie beschrieben in den äußersten Ecken, also ganz außen in den Bakskisten - sonst wäre das Abdichten ja wohl doch zu einfach gewesen.

Gruß Erik
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kabel69
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Re: Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von kabel69 »

Hallo Erik,

ja ein Schott einbauen wäre natürlich wieder viel Arbeit... , kenn ich.

Du würdest ja sofort merken, ob bei vollen Tanks ins Mittelteil Wasser läuft. Also sind die Schotts dicht. Ist aber der vordere Tank auch um den Hubkiel herum dicht? Das könnte man prüfen, wenn das Boot an Land ist und der vordere Tank voll ist. Wird am Kiel unten nichts nass, ist auch der dicht.

Bis wieviel Windstärken hast du so in Kroatien schon abgewettert (ggf. Bora)? Ich fahr ja mit meiner 25er auch Mittelmeer und mach aber sicherheitshalber den Tank immer voll Wasser. Letztes Jahr die italienische Seite war eine gemütliche Geschichte, immer 1 - 2 Bft.

Gruß, Gerald
Silencio
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Re: Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von Silencio »

Hallo Gerald,

die Tanks sind dicht, das habe ich vor dem ersten Zuwasserlassen getestet.

Unterwegs hatten wir bisher keinen schlimmen Wind. In einer Bucht vor Anker auf einer Insel und in der Marina bei Makarska (zwischen Split und Dubrovnik an der Festlandküste) ging es aber einmal wahrlich rund. Bora war das aber noch nicht. Bora ... zu denken geben mir die einbetonierten Stahlhaken in der Marina, mit der die Boote, die dort an Land stehen, zum Boden hin mit Gurten verzurrt werden! Oder LKW-Reifen mit Felge, die nebst Kühlschränken, Baumstämmen und anderen Dingen wirklich hoch oberhalb des Wasserspiegels an Land liegen - auf einer Insel, Bucht nach Westen offen, also nicht Bora.

Wir studieren immer ausgiebig die Seite des kroatischen Wetterdienstes:
http://prognoza.hr/nauticari_e.php?id=s ... v10_&it=03
- aber Garantie gibt es nicht. Es gibt nur viele Inseln, die Schutz bieten können, ein Boot das wohl mehr aushält als die Mannschaft und einen Motor, der bisher nur einmal in einer nicht ganz unkritischen Situation stehen blieb. Weil durch eine heftige Kreuzsee das Boot bei einer Einfahrt in eine große Bucht wild ins Schaukeln geriet, löste sich offenbar eine bisher nicht störende Luftblase irgendwo im Treibstoff-Zuleitungssystem und wanderte zur Einspritzpumpe - plötzlich war es so ruhig an Bord. Mit Segel und Außenborder vom Beiboot, den ich an einer Schwenkhalterung hinten führe, erreichten wir unseren Ankerplatz. Dort konnte ich keinen Defekt feststellen und nach einem längeren Startversuch lief der Diesel wieder. Daher meine Diagnose mit der Luft.

Viele Grüße

Erik
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kabel69
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Re: Wasserballast in Frischwassertank und Stauraum umwandeln

Beitrag von kabel69 »

Hallo Erik,

die Wetterseite ist gut, eine Onlineverbindung unterwegs vorausgesetzt. Habe ich schon als Lesezeichen gespeichert ;) Ich hatte mir extra ein Funkgerät zugelegt, in der Praxis ist es aber dann doch wenig tauglich.

An der Ostsee kommen die Schiffe reihenweise zu unseren Mechaniker, wenn viel Seegang ist, weil der Dieselmotor ausgefallen ist. Die Dieselpest wird vom Grund des Tanks durch den Seegang aufgewühlt und angesaugt, sodass die Filter dicht kommen. Bei dir könnte es auch sein, dass durch den schwappenden Diesel im Tank einmal Luft mit angesaugt wurde. Dafür gibt es ein selbstentlüftendes System, z.B. den Oventrop Ölfilter Toc-Duo-3:

https://sanundo.de/heizung/heizkessel/o ... =OT2142861

Wird auch gern bei Geländewagen eingebaut, da die im Gelände das gleiche Problem wie wir auf dem Wasser haben. Bin schon am überlegen, den mir einzubauen.

Gruß, Gerald
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