Langloch

Benutzeravatar
stricki3
Beiträge: 324
Registriert: Freitag 11. Juli 2008, 11:57

Re: Langloch

Beitrag von stricki3 »

Hallo Norbert,
Du besorgst Dir einfach ein Stück VA-Rohr mit passendem Innendurchmesser für den Bolzen, schneidest es auf die entsprechende Länge ab (Mastkokerinnenmaß bzw. Mast-außen) und passt es in den Mast ein. Damit Du es beim Transport des Schiffes mit gelegtem Mast nicht verlierst, genügt ein Bändsel oder Draht, einmal durchziehen und verknoten.
Gruß
Ludger
Benutzeravatar
Detlev
Beiträge: 1712
Registriert: Dienstag 12. August 2008, 21:58
Wohnort: Lehnin (Land Brandenburg)
Kontaktdaten:

Re: Langloch

Beitrag von Detlev »

Hallo Ludger,

so einfach ist das nicht. Ein Rohr lose eingelegt in ein vergößertes Loch löst das Problem nicht, sondern schafft langfristig wieder ein Lamgloch - nur größer, als das alte.
Am Mastbolzen werden große Kräfte in den Mast abgeleitet. Das Alublech des Mastprofil ist zu schwach, um diese Kräfte folgenlos aufzunehmen. Das Rohr muß also schon für eine wirksame Verstärkung sorgen.
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Rohr mit einem Bund an beiden Enden, möglichst stramm und formschlüssig im Mast eingebettet
- Bleche aus VA auf beiden Seiten des Mastes aufgenietet, die mit dem Rohr verbunden sind
- Rohr mit Blechen am Ende von innen eingeschoben und vernietet
- .......

Man kann sich also beispielsweise 2 Hülsen drehen lassen, die aussehen, als ob ein Rohrstummel auf eine starke Karosseriescheibe aufgesetzt sind (also wie ein Zylinderhut ohne Deckel). Auf der einen Seite wird dann das Innenrohr eingeschweißt. Auf der anderen Seite kann es dann bündig in der Hülse eingebördelt werden. Man kann es auch verschweißen. Das Rohr muß gegenüber dem Mastbolzen auch etwas Spiel haben.

Anbei mal ein Foto vom Mast meines Stegnachbarn im Verein (DY25). Hier hat das Rohr auf beiden Seiten ein Bund (Drehteil aus VA).
Das ganze ist fest mit dem Mast verbunden (kein Spiel).

Es macht hier wenig Sinn, nach einer Zeichnung zu bauen. Es gibt mehrere Lösungen, deren Realisierung sich nach den technischen Möglichkeiten richten.
Im Gespräch mit dem Schlosser muß nur beachtet werden, daß danach ...
- der Mastfuß nach dem Stellen wie bisher auf dem Maststuhl aufsitzt
- der Mastfuß beim Stellen sauber und ohne Anhaken in den Maststuhl einschwenken kann
- die Verbindung Rohrhülse zum Mast fest ist
- das Außenmaß der Hülse dem Innenmaß des Maststuhl entspricht
- und daß alles auch noch vernünftig aussieht ....

Goodewind Ahoi!

Detlev
DY25-Masthuelse-1.JPG
DY25-Masthuelse-1.JPG (54.6 KiB) 2881 mal betrachtet
... der Weg ist das Ziel!
Benutzeravatar
stricki3
Beiträge: 324
Registriert: Freitag 11. Juli 2008, 11:57

Re: Langloch

Beitrag von stricki3 »

Hallo Detlev,
es gibt gute, schlechte, bessere und sicher auch optimale Lösungen für das Problem. Ich denke, jeder muss die für die Bedürfnisse passende finden, die das Revier und die eigenen Ansprüche stellen. Fahre ich in einem Revier, in dem ich häufig den Mast legen und wieder stellen muss, weil z.B. Brücken zu passieren sind, oder habe ich Freude an perfekten Lösungen, dann ist sicher Dein Vorschlag absolut überlegenswert. Muss jemand nur drei bis vier Mal im Jahr den Mast legen, wie z.B. ich, dann denke ich, wird meine Lösung den Rest des Seglerlebens gut überstehen. Der größere Durchmesser der Hülse verteilt die Kräfte natürlich wesentlich besser auf das Material des Mastes als der dünne Bolzen. Ich habe meine Hülse erst vor Beginn der vergangenen Saison eingebaut, bin bisher aber sehr gut zufrieden mit dem Ergebnis und werde gern von kommenden Erfahrungen berichten.
Gruß
Ludger
Benutzeravatar
Detlev
Beiträge: 1712
Registriert: Dienstag 12. August 2008, 21:58
Wohnort: Lehnin (Land Brandenburg)
Kontaktdaten:

Re: Langloch

Beitrag von Detlev »

Hallo Ludger,

Du hast natürlich grundsätzlich Recht. Und wenn es funktioniert, dann ist auch alles sehr in Ordnung. Man freut sich ja auch über jede Lösung eines technischen Problems, wenn sich der technische und finanzielle Aufwand ausnamsweise mal in Grenzen hält (was beim Boot in der Regel nicht so einfach ist). Trotzdem empfehle ich allen, die das Thema Masthülse für sich wichtig finden und die den Mast öfter mal legen und stellen, hier etwas mehr Aufwand zu betreiben. Es ist keine sehr große technische Herausforderung für einen guten Schlosser und mit einer Drehbank.

Es wäre toll. wenn Du von Deiner Lösung mal ein Foto reinstellst.

Goodewind Ahoi!

Detlev
... der Weg ist das Ziel!
Loctite
Beiträge: 539
Registriert: Freitag 26. August 2005, 23:03

Re: Langloch

Beitrag von Loctite »

hab ichs mir doch gedacht , dass die sacher nicht einfach wird. schade , habe ich hier gerade jemanden mit einer drehbank , aber das boot steht zuhause.
schlosser verlangen ja fast immer nach einer zeichnung , deswegen meine frage .
detlev , was machst du mit dem baum beim mastlegen ? montierst du immer ab ? oder hast du ein gelenk eingebaut? oder legst du ihn seitlich über die rehling?
gruß norbert
Benutzeravatar
Detlev
Beiträge: 1712
Registriert: Dienstag 12. August 2008, 21:58
Wohnort: Lehnin (Land Brandenburg)
Kontaktdaten:

Re: Langloch

Beitrag von Detlev »

Hallo Norbert,

ich löse den Baum vom Mast und lege ihn BB auf der Traverse am Mast und seitlich auf dem Relingsdraht BB ab. Dort wird er in der Regel angebändselt. Wenn man alleine fährt und die Sprayhoot abgeklappt ist, dann liegt er BB auch gut auf der Winchkurbel (Deckswinch).

Ich kenne auch eine Lösung, wo der Eigner den Baum angeschlagen läßt. Er hat bei seinem Segel die Latten ca. 1 Meter gekürzt und einen VA-Winkel als Distanzstück zwischen Mast und Baum eingebaut. Somit ist der Bereich vom Mast ein Stück ohne die Segellatten und der Baum hat etwas mehr Bewegungsfreiheit gegenüber dem Mast. Sein Boot ist eine DY25 Nova mit eigentlich durchgelattetem Segel. Das Schiff liegt in Potsdam (Hermannswerder). Wir hatten uns mal unterhalten und er sagte, daß er mit dieser Lösung den Mast bei Brückendurchfahrten mit angeschlagenem Segel kippen kann. Das Boot hat eine gut funktionierende Doppeljütt und er hat wohl auch einen abnehmbaren Bügel zur Baumablage über dem Niedergang (ähnlich wie bei den Jollenkreuzern).
Ich habe das aber in der Praxis noch nicht gesehen und bin somit auch nicht aussagefähig, ob und wie gut alles funktioniert.

Das "Geheimnis" der Sache ist das Distanzstück zwischen Mast und Großbaum. Davon habe ich im vergangenen Jahr mal ein Foto gemacht.

Ich selbst will diese Experimente nicht machen und nehme den Baum immer ab. Das geht recht schnell, wenn man es öfter macht. Auch die Lazy-Jacks sind dabei kaum noch hinderlich. Ich habe dort Karabinerhaken eingeschnürt, mit denen ich die Sorgeleinen schnell abmachen kann. Auf die Vorteile eines durchgelatteten Segels will ich auch nicht verzichten.

Anbei also je ein Foto vom Distanzstück bei dem o.g. Boot und meine Lösungen für "normales Mastlegen" oder für lange Marschfahrten. In der Regel nehme ich aber die Jütt runter, damit ich sicher durch die Brücken komme.
Bei langer Motorfahrt (Müritz nach Hause) kann ich den Baum auch nach oben nehmen (am Mast anbändseln).

Goodewind Ahoi!

Detlev
PSV-0017.JPG
PSV-0017.JPG (62.38 KiB) 2851 mal betrachtet
DY25-026.JPG
DY25-026.JPG (66.59 KiB) 2851 mal betrachtet
DY25-014.JPG
DY25-014.JPG (70.8 KiB) 2851 mal betrachtet
D0805-07.JPG
D0805-07.JPG (57.78 KiB) 2848 mal betrachtet
... der Weg ist das Ziel!
daddy
Beiträge: 25
Registriert: Sonntag 28. Februar 2010, 17:36
Wohnort: Oldenburg/Oldb.

Re: Langloch

Beitrag von daddy »

Hallo Käptäns,
alle vorgestellten Lösungen sind mechanisch sicher für uns ausreichend. Aber bedenkt bitte die elektrochemische Korrosion bei unterschiedlichen Materialien. Auch Aluminium ist nur in einigen Legierungen seewasserfest!!. Gerade Alu und Edelstahl bilden ein schönes Element und damit chem. Korrosion. Besonders Salzwasser stellt die idealen Bedingungen für diese Korrosion her.

Schönen Gruß
daddy
Gruß
daddy

...... und immer eine Handbreit Wasser .......
Loctite
Beiträge: 539
Registriert: Freitag 26. August 2005, 23:03

Re: Langloch

Beitrag von Loctite »

@detlev , danke für die fotos und die tips.
@daddy , was schlägst du vor? die hülse aus aluminium herstellen?
Benutzeravatar
Detlev
Beiträge: 1712
Registriert: Dienstag 12. August 2008, 21:58
Wohnort: Lehnin (Land Brandenburg)
Kontaktdaten:

Re: Langloch

Beitrag von Detlev »

Hallo Loctite,

ich würde VA nehmen. Die Verbindung befindet sich nicht im (Salz)wasser. Der Mast hat von Hause aus ohnehin schon jede Menge VA-Beschläge. Über deren Verbindung zum Alumast sind im Forum noch keine besorgniserregende Berichte aufgetaucht (zumindestens sind mir keine bekannt). Denkt mal an die Beschläge für die Salinge (hier gleich der Übergang Alu-VA-Alu-VA), die Laschen für Wanten, den Vorstagsbeschlag , die Augen für den Spibaum und die Befestigungen für die bugseitige Positionslampe und alle Schrauben im Mast. Auch der Mastbolzen ist nicht aus Aluminium und die Wanten sind ebenfalls aus VA!
Mir sind in meinem gesamten Umfeld keine Fälle bekannt, in denen über elektrochemische Korrosion im Überwasserbereich geklagt wurde. So denke ich, daß dieses Problem in Zusammenhang mit dem Mast zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis wenig bedeutend ist.

Der Werkstoff meiner Wahl bei Beschlägen an Bord ist und bleibt also VA.

Goodewind Ahoi!

Detlev
... der Weg ist das Ziel!
Benutzeravatar
Havelnixe
Beiträge: 88
Registriert: Freitag 31. Juli 2009, 08:55
Wohnort: Potsdam

Re: Langloch

Beitrag von Havelnixe »

Loctite hat geschrieben:@detlev , danke für die fotos und die tips.
@daddy , was schlägst du vor? die hülse aus aluminium herstellen?
Hollo Loctite,
ich habe hier mal einen Adresse, wo du dich hin wenden kannst, wenn du magst. Das ist in Potsdam, Herrmannswerder, metall@wfb-Diakonie.de
Dort lasse ich mir gerade alles, was zu einer Mastlegevorrichtung gehört, darunter auch eine Masthülse herstellen. Der Herr Paetsch, Andreas hat bei uns im Verein ein Segelboot zu liegen und baut viele Sachen nach Wunsch aus VA für Boote.
MfG
Havelnixe
Antworten