Deck unter dem Mastkoker weich

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Detlev
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Re: Deck unter dem Mastkoker weich

Beitrag von Detlev »

Ich habe eben mal etwas rumgesucht (z.B mit dem Suchbegriff "Langloch" und habe jede Menge Treffer zum Thema erhalten. Hier mal ein paar Gedanken von "damals" ...

Hallo, alle miteinander,

ich möchte die Diskussion mal in eine andere Richtung lenken. Es gibt aus meiner Sicht grundsätzlich 2 Grenzfälle in Bezug auf die Ansprüche beim Legen und Stellen des Mastes.

1) Stellen des Mastes am Beginn und Legen am Ende der Saison (vielleicht auch noch 2x für eine Tour mit dem Trailer):
Hier ist es völlig belanglos, wie das Loch im Mast beschaffen ist. Man hat jede Menge Zeit und kann sich (ggf. mit genügend Helfern) intensiv um alles kümmern. Bei etwas Sorgfalt kann nichts passieren und es tritt an Maststuhl und Mast kaum Verschleiß auf. Hierfür ist die Mastlegevorrichtung von Dehler (mit dem Spibaum) eine sehr brauchbare und sichere Lösung.

2) Wasserwandern in einem Revier mit vielen Brücken und Schleusen:
Hier wird der Mast in jeder Saison oft (mitunter auch sehr oft) gelegt und gestellt. Dies geschieht bei vielen Booten oft auch während der Fahrt und auch mehrmals am Tag. Es steht nur die "Mannschaft" an Bord zur Verfügung (oft genug als Helfer also die Partnerin). Das führt zu vergleichsweise hohem Materialverschleiß und erfordert sehr viel mehr "technische Sicherheit" als das gelegentliche Maststellen- und Legen. Hier stößt die Mastlegevorrichtung von Dehler schnell an ihre Grenzen. Deshalb haben alle mir bekannten Boote in meinem Revier auch eine Mastlegevorrichtung mit einer Doppeljütt mit einem Flaschenzug oder mit einer Elektrowinde. Erschwerend kommt hinzu, daß man dann eigentlich auch nicht jedesmal die Wanten lösen und dann wieder spannen will.

Bei Fall 1 besteht also kein Anlaß, sich über den Zustand des Langloch Gedanken zu machen.
Eigner einer Dehlya, die im Frühjahr ins Wasser kommt und bis zum Herbst mit gestelltem Mast auf ihrem Revier bleibt, brauchen sich mit diesem Thema nicht zu befassen.
Deshalb gebe ich Sailor Recht, wenn er sagt, daß ihn dieses Thema nicht tangiert. Es spielt an der Küste oder auf dem Bodensee keine Rolle.

Bei Fall 2 hat dieses Thema eine ganz andere Dimension und verdient unbedingt die Aufmerksamkeit des Bootseigners.
Eigner einer Dehlya, auf die dies zutrifft, sollten sich intensiv mit dem Thema "Langloch" beschäftigen! Es geht um ihre Sicherheit und es bewahrt das Boot vor einem möglichen Schaden.

Worum geht es?
Bei Maststellen wird der Mast von der Horizontale in die Vertikale bewegt. In dieser Phase (bis der Mast vollständig steht) sind die Ober- und Unterwanten wirkungslos.
Deshalb hat Dehler der Dehlya Hilfswanten (Babywanten) spendiert. Diese Wanten sollen verhindern, daß der Mast beim Stellen oder Legen seitlich ausschwingt. Konstuktiv bedingt ist es jedoch unmöglich, daß diese Hilfswanten in allen Phasen straff sind. Damit hat der Mast Gelegenheit, seitlich auszuschwingen. Das läßt sich auch bei größter Sorgfalt nicht vollständig verhindern und ist bei Wind und Welle überhaupt nicht zu verhindern.
Bis zu dem Punkt, an dem der Mastfuß im Maststuhl zu stehen kommt, müssen also große Teile der entstehenden statischen und dynamischen Kräfte am Mastbolzen abgeleitet werden. Hier hat der Mast keine Verstärkung! Dehler het hier einfach ein Loch gebohrt. Wir reden beim Mast also letztendlich über 2 relativ dünnwandige Aluminiumbleche mit einem Stahlbolzen.
Der zweite Schwachpunkt in dieser Phase ist der Maststuhl. Auch er ist nur in begrenztem Maß in der Lage, die seitlich wirkenden Kräfte beim "Ausschwingen" des Mastes aufzunehmen. Deshalb sieht man bei vielen Dehlyas einen Maststuhl, bei dem die oberen Seiten aufgebogen sind.

Nun zum Langloch selbst:
Die Bohrung ist so bemessen worden, daß der Mastfuß beim Stellen im Maststuhl unten aufsetzt und dann bis zum Anschlag in den Maststuhl gleitet. Der Mast steht dann auf dem Deck und wird durch die Wanten gehalten. Wenn jetzt durch häufiges Maststellen und Mastlegen das Loch aufgeweitet wird (unser Langloch), dann setzt der Mastfuß "zu früh" auf. Das kann man mit "viel Personal" ausgleichen. Wenn jemand vorn steht und dem Mast mit sanfter Gewalt den Weg un den Maststuhl weist, dann gibt es auch mit einem zu großen Langloch kein Problem. Wenn man das aber allein oder mit der Partnerin macht, dann ist hier irgendwann "Ende". Der Mastfuß setzt vor dem Maststuhl auf, er kann nicht mehr allein "reingleiten" und es kann zum Bruch des Maststuhl kommen.

Dies ist meine "böse" Erfahrung:
Ich habe mir vor meinem ersten Urlaub eine tolle Mastlegevorrichtung bauen lassen, habe aber versäumt, mich um das Langloch (es war schon sehr ausgeweitet) zu kümmern. Ich hatte damals einfach "zu wenig gefragt". Im Urlaub (im Bootsstand in Schwerin) habe ich dann den Mast gestellt und es ist genau das passiert, was ich oben geschildert habe. Der Maststuhl brach an der achterlichen Seite der Grundplatte aus. Glücklicherweise blieb das Deck unbeschädigt. Wir haben den Urlaub dann schweren Herzens als Mobo mit gelegtem Mast verbracht. Einen Monat nach dem Urlaub war dann aber alles behoben.

Nachdem jetzt alles technisch in Ordnung ist, besteht bei meiner 25er keine diesbezügliche Gefahr mehr. Ich lege und stelle meinen Mast mindestens 50 mal in der Saison. Ich tue das allein (auch wenn meine Frau an Bord ist) und mache es oft auch während der Fahrt. Mein Boot hat eine Doppeljütt, ich nutze eine Elektrowinde und die Wanten werden nicht gelöst. Wenn der Maststeht, dann kann auch weitergesegelt werden. Es gibt in meiner näheren Umgebung etliche 25er. Alle diese Boote haben den Mast mit einer Hülse verstärkt und alle nutzen zum Mastlegen eine Doppeljütt.

In diesem Sinne "Mast und Schotbruch"

Goodewind Ahoi!
... der Weg ist das Ziel!
Loctite
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Registriert: Freitag 26. August 2005, 23:03

Re: Deck unter dem Mastkoker weich

Beitrag von Loctite »

@ silverchregu
ja , so meinte ich das. wenn der mast nur 2x im jahr bewegt wird , könnte man die hülse vielleicht vernachlässigen. ich MUSSTE bei mir eine hülse einsetzen weil das loch schon zu ausgearbeitet war.
seit dem einbau rutscht der mast wieder wunderbar in den kasten und liegt sehr gut auf.
was wilhelm schrieb muss beachtet werden, der mast darf nach dem stellen keinsesfalls am bolzen *hängen*.
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