Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

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Ventix
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Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Ventix »

Wir haben es wieder getan – wir waren im im August 2014 mit unserer Dehlya 25 wieder in der Dänischen Südsee

Wir sind mit folgender Ausstattung losgeschippert:
Wasserbalast und Hubkiel - alles original
Festruder (statt Klappruder)
Motor: Mercury Außenborder 8 PS mit Pinnenschaltung
Segel: Genua, Arbeitsfock, Sturmfock und Groß mit zwei Reffreihen.
Rettungswesten, Signalmittel etc.
Badesachen, Proviant, Getränke und viel gute Laune ...

Gestartet sind wir in diesem Jahr in Kappeln an der Schlei, sind in die Dänische Südsee geschippert, von dort aus halbrund Als in den Alssund und über die Flensburger Förde zurück an der Küste längs zur Schlei. Insgesamt waren wir zwei Wochen unterwegs.
Dänische Südsee
Dänische Südsee
Es ist ein traumhaftes Segelrevier, mit vielen kleinen Inseln, sehr schönen Landschaften und Örtchen sowie sehr entspannten Häfen und Dänen! Eigentlich ist es das optimale Revier für unsere Bootsgröße. Offene Wasserflächen wechseln sich ab mit gut geschützten Bereichen. Es ist eine Mischung aus Binnenrevier und Ostsee.
Ganz wenig Wind - unter Motor
Ganz wenig Wind - unter Motor
Vom Wetter hatten wir in diesem Jahr alles, vom T-Shirtwetter bei 25°C und leichter Briese bis Windstärken um 8 Bft - wobei wir uns bei dieser Windstärken haben gerne einwehen lassen. Richtig kalt und schlecht war das Wetter an keinem der Tage.
Eingeweht
Eingeweht
Gesegelt sind wir noch bei Windstärken um 5 - 6 Bft, mit einzelnen Windspitzen bis 7 Bft.

Hierzu möchte ich euch meine Erfahrungen mit unserer Dehlya schildern:
Die Dehlya 25 wird auf der Ostsee schnell zu einem kleinen Bötchen mit einer relativ großen Segelfläche. Da sollte man sich die Wetterberichte schon etwas genauer anschauen. Wir hatten mehrere davon zur Auswahl: DWD, DMI, Wetteronline und Windfinder. Bei den instabilen Wetterlagen in diesem Jahr konnte man sich eigentlich nur auf die 24 Stunden Vorhersage mehr oder weniger verlassen. Mehr war nicht drin aber das passte dann auch ganz gut. Zusätzlich war das Regenradar von Wetteronline wegen der teilweise zu erwartenden Schauerböen recht hilfreich.
Im Windschatten der Inseln ist das Segeln auch bei bei 5 – 6 Bft noch recht „gemütlich“. Sobald man den Windschatten der Landabdeckungen aber verlässt wird es eher ungemütlich bzw. sportlich. Es bläßt dann recht ordentlich und ein gewisser Düseneffekt kommt oft noch hinzu. Hier hatten wir vorausschauend frühzeitig das 2. Reff eingebunden und segelten i.d.R. mit Normalfock und einmal auch mit Sturmfock. Das Segeln mit dieser Besegelung war völlig ok, das Boot lief damit gut 6,5 Knoten am Wind. Begrenzender Faktor war hierbei nicht der Wind sondern eher die Welle - wenn man gegenan mußte. Die Wellen können in diesem Revier durch die relativ geringen Wassertiefen relativ steil und hoch werden und es entsteht gerne auch ein „hackige“ See. Heftig kann es auch im "Mündungsbereich" der Förden/Fjorde und Sunde werden. Die Dehlya „tanzt“ dann geradezu auf den Wellen. Hier merkt man ganz deutlich, wie klein und leicht diese Boote sind. Andere Boote mit mehr Ballast gehen da ganz anders durch die Wellen.
Und dann hat es uns doch noch erwischt - 2. Reff und Fock
Und dann hat es uns doch noch erwischt - 2. Reff und Fock
Gefreut habe ich mich in diesen Situationen über das ein Meter lange Festruder. Die Dehlya läuft damit schön kontrolliert am Ruder, da dieses nicht aus dem Wasser kommt. Auch ein gut gespanntes Rick ist sehr wichtig, um Mastbrüche zu vermeiden. Das Boot knallt nämlich ganz ordentlich in die Wellentäler und man kann gut sehen wie Mast und Wanten arbeiten. (Eine Dehlya 25 mit Mastbruch hatten wir bei unserem Start in Kappeln gesehen.)
Eins stört mich allerdings bei der Dehlya: Bei hackiger See schlägt der Hubkiel seitlich leicht hin und her. Das spürt man bei den 330 Kilogramm des Hubkiels recht deutlich und das ist etwas unangenehm. Es scheint dem Boot aber nichts auszumachen !?
Leichte Briese
Leichte Briese
Motort sind wir mit unserem AB in solchen Situationen nie, da ich der Meinung bin, dass Segelboote immer besser unter Segel als unter Motor laufen. Unsere Distanzen gegenan lagen zeitlich auch im Rahmen und die Dehlya läuft gut Höhe mit voll ausgefahrenem Kiel. Segler mit anderen Booten hatten da längst aufgegeben und liefen parallel zu uns unter Motor.
Nur auf unserer Rückreise bei der Einfahrt in die Schlei liefen wir dann bei 4 – 5 Bft unter Motor genau gegenan. Na ja, wir hatten dann noch zusätzlich ca. 2 Knoten Strom von vorne und Seegras am Ruder bzw. AB-Schaft hängen. Ich dachte fast wir stehen. Taten wir aber nicht, der AB hat uns mit etwas mehr Gas gaaanz langsam in Richtung Ziel geschoben.


Mein Fazit:

Binnenreviere:
Die Dehlya 25 ist ein tolles Segelboot für Binnenreviere (z.B. Müritz), wenn man den Hubkiel voll ausfahren kann. Auf dem Steinhuder Meer geht das leider nicht und sie läuft dort nicht optimal !
Geschützte Reviere Ostsee:
Die Dehlya 25 ist ein tolles und schnelles Segelboot auch für diese Reviere. Mit voll ausgefahrenem Kiel + Wasserballast läuft das Boot stabil und gut Höhe. Ab 5 – 6 Bft sollte man jedoch entsprechend reffen und die Vorsegelgröße anpassen. Spitzenböen sollten dabei immer mit bedacht werden. Mit dem Festruder und angepasster Segelgröße lässt sich die Dehlya auch bei kräftigerem Wind gut segeln. Kurze steile Wellen bzw. „hackige“ See mag die Dehlya dann nicht mehr. Sie hat dann etwas von einem leichten Spielball, der auf dem Wasser tanzt. Das "Schlagen" des Hubkiels nervt ein wenig.

Das relativ weiche Rigg sollte gut gespannt sein, um Mastbrüche in Höhe der Salinge zu vermeiden.
Ein Außenborder mit 8 PS und Langschaft schein mir bei diesem Boot völlig aureichend zu sein.
Der AB hat den Vorteil, dass man ihn beim Segeln aus dem Wasser ziehen kann und er so nicht als Bremse wirkt. Enge Hafenmanöver klappen mit einem AB mit Pinnenschaltung und etwas Übung i.d.R. völlig problemlos.


Toll an der Dehlya ist, dass man sie trailern kann und man so relativ schnell von einem Revier zum nächsten kommt.

Wir werden sie behalten und es wieder tun ... :D
Zuletzt geändert von Ventix am Freitag 9. Januar 2015, 19:39, insgesamt 3-mal geändert.
Beste Grüße

Ventix
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silverchregu
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von silverchregu »

Hallo Ventix

Vielen Dank für Deinen Bericht! Das würde mich auch reizen...
Zum klopfen des Hubkiels bei seitlicher Anströmung oder beim über die Wellen oder besser gesagt gegen anknallen:
Das hatte ich sogar schon auf Binnen bei entsprechend Wind. da hilft es 2-3 Umdrehungen den Kiel hochzuziehen.
Vermutlich ist er an den Führungen angestanden. Bei mir hats geholfen. Hatte das Boot extra wegen dem in der Werft :oops:

Beste Grüsse und geniesse Deine tollen Bilder bis zum Frühling! :-)
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Uli
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Uli »

Hallo zusammen,

seit 1990 segle ich jedes Jahr in Dänemark, ich kenne so gut wie jeden Winkel der dänischen Ostseegewässer von Skagen bis Bornholm.
Die schönste Ecke ist ganz klar die dänische Südsee, also die Gewässer südlich Fünen und nördlich Aerö.
Schönster Ort: Aerösköbing, die Märchenstadt Dänemarks, der gesamte Ortskern ist mehr als 200 Jahre alt und steht unter Denkmalschutz.
Marstal, Soby, Korshaven, Lyö, Avernakö, Birkholm, Faaborg und Svendborg, Lundeborg, Dyvig und Melsvig überall ist man begeistert ob der schönen Orte und Küste.
Aber auch das Smallandfahrwasser nördlich von Lolland mit der Trauminsel Vejröe ist einen Törn wert.
Ich kann jedem nur empfehlen, dort einmal zu segeln.
Klar, im Norden spielt das Wetter nicht immer mit, aber wenn in Dänemark die Sonne scheint, dann braucht niemand das Mittelmeer.
Weitere Highlights: Samsö, Anholt, Laesöe, Bornholm mit den Erbseninseln (das schönste Punkt Dänemarks) und nicht zu vergessen der Limfjord (super für die Dehlya) und Skagen. Hier lernt man durch bloßes Hinschauen aufs Wasser, welche Kraft das Meer hat.
Nicht alle Ziele sind leicht mit der Dehlya zu erreichen, dazu bracht man teilweise gute und sichere Wetterfenster.
Aber es gibt ja auch noch die Chartermöglichkeit.
Ich segle z. B. in der zweiten Maiwoche wieder mit einer gecharterten Hanse 350 von Altefähr auf Rügen nach Bornholm und zu den Erbseninseln. Zu dritt ist das durchaus ein bezahlbarer Spaß.
Wer günstig chartern will:
Ab Massholm gibt es eine Dehler 31 für unter € 700.-
Ab Rostock eine Dehler 34 (tolles Boot, rasant schnell) für € 750.-
Also durchaus bezahlbar.
Wer hier Hilfe zur Törnplanung braucht kann sich gerne melden.
Viele Grüsse
Uli
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Ventix
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Ventix »

Hallo Christian,
Hallo Uli,

vielen Dank für eure Feedbacks.
@Christian: Das sind ja nette Bilder von dir und deiner Dehlya - und schöne Segel hast du :D

Wir waren 2014 nun das dritte mal in der Dänischen Südsee. Was mich immer wieder sehr beeindruckt, ist neben der tollen Landschaft die Freundlichkeit und Entspanntheit unsere Dänischen Nachbarn.
Wir werden bestimmt wieder dorthin segeln. Aber auch der Limfjord steht bei uns ganz oben auf dem Plan.

Viele Grüße
Ventix
Beste Grüße

Ventix
Ingo Thiele
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Ingo Thiele »

Wenn ich das so lese, bekomme ich richtig Lust, auch mal dort zu segeln :-)
Steinhuder Meer / Hai 750 / Mardorf Nordufer
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silverchregu
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von silverchregu »

Hallo Ventix

Danke :-) Die segeln sich wirklich gut. Viel weniger Krängung bei vollem Tuch und das bis untere Grenze 5 BF ohne Probleme. (Tape Drive Silver - nicht mal zu teuer)
PS: Wieso da 4 Bilder drin sind keine Ahnung. habe nur drei eingefügt...

Grüsse
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Uli
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Uli »

Hallo,
von Maasholm nach Marstal sind es 20-25Meilen, gut an einem Tag zu segeln.
In der Schlei kann man an jeder Ecke kranen, Fahrzeug und Trailer abstellen.
Z.B. im Kappeln bei Mittelmanns, Hennigsen und Steckmest. Gut kann man auch von Flensburg aus starten.
Ab Marstal kann man jeden Tag, wenn man will, in 1-2 Studen im nächsten schönen Hafen sein.
Es stimmt, unsere dänischen Nachbarn sehen das Leben etwas lockerer, eine gute Einstellung.
Ein Tipp.... geht mal über Google Earth nach Aerösköbing und dann auf Streetview. Das macht Laune auf den nächsten Sommerurlaub.

Viele Grüsse
Uli
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Ventix
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Re: Dänische Südsee - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Ventix »

Im Jahr 2013 sind wir in Flensburg gestartet, letztes Jahr in Kappeln.
In Flensburg haben wir bei der Marina Sonwig gekrant, letztes Jahr bei Hennigsen & Steckmest.
Beides kann ich sehr empfehlen, wobei ich den Start aus der Flensburger Förde etwas besser fand, weil man in der Flensburger Förde schon super segeln kann. Die Schlei zwischen Kappeln und Schleimünde ist dann doch eher ein Schlauch.

Um in die Dänische Südsee zu gelangen, muss man über den kleinen Belt. Eigentlich ist das keine große Sache (wie Uli schon schrieb 20 - 25 sm), aber bei unseren kleinen Bötchen sollten die Wetterbedingungen schon halbwegs passen. Außerdem sollte man schon auch ein paar "Grundkenntnisse" im Navigieren haben.

Ærøskøbing ist wirklich eine Reise wert. Dort waren wir zwei Tage eingeweht - es hätten auch gerne noch zwei Tage mehr sein können. Hier noch ein paar Bilder aus Ærøskøbing:
Aerösköbing_5.jpg
Aerösköbing_4.jpg
Aerösköbing_3.jpg
Aerösköbing_2.jpg
Aerösköbing_1.jpg
Beste Grüße

Ventix
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