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nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2016, 09:04
von kabel69
Hallo,
letzes Jahr im September haben wir mit unserer Dehlya einen 2-wöchigen Törn an der Adria durchgeführt. Von Augsburg ging es mit dem Auto und der Dehlya am Haken bis nach Italien, Bibione, Fahrtzeit bei knapp 600 km 11 Stunden (leider 3 Staus).
Da wir erst um 18:30 Uhr am Hafen waren, konnte nicht mehr gekrant werden. Also haben wir uns den nächsten Campingplatz gesucht.
Dort haben wir einfach auf dem Boot auf dem Trailer übernachtet. Das ursprüngliche Konzept von Dehler wurde also in diesem Fall zu 100% gelebt. Unsere Zeltnachbarn haben nicht schlecht geschaut.
Am nächsten Morgen dann sind wir zurück zum Hafen, wo wir bereits um 9:00 Uhr eingekrant wurden. Die nördliche, italienische Küste der Adria besteht aus sehr vielen Lagunen, die weit ins Land reinreichen. Oft wurden in den Lagunen Hafen gebaut, die so einen natürlichen Schutz vor der Küste haben.
Wie zu sehen ist, sind die Lagunen sehr seicht, sodass auch in unserem Hafen gerade mal ein Tiefgang von 1 Meter war. Für uns mit dem Hubkiel kein Problem. Allerdings saß neben uns an der Tankstelle ein 25-Fuß Segelboot mit Festkiel plötzlich fest, da noch einer halben Stunde warten durch die Ebbe der Kiel festgekommen war. Sie haben ca. 1 Stunde gekämpft, bis das Boot durch ein starkes Motorboot freigezogen werden konnte.
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2016, 09:30
von kabel69
Ebbe und Flut kann zu einen Meter Höhenunterschied ausmachen, die Hafenmeister haben auf entsprechend weit gebundene Festmacher geachtet.
Unser Ziel war es, an der Adriaküste von Bibione nach Westen bis nach Venedig zu segeln. Das Wasser ist -anderes als in Kroatien- türkis und trüb. Die Hinstrecke (ca. 70 km) haben wir gemütlich an 3 Tagen abgesegelt. Dabei hieß es, vormittags Anker werfen und ausgiebig im 25 Grad warmen Wasser baden, Lufttemperatur immer 30 - 35°C. Wind war fast immer 1 -2 bft und damit ein gemütliches Segeln ohne Wellengang. Hat auch meiner besseren Hälfte sehr gut gefallen.
Die Küste war auf der ganzen Strecke fast lückenlos mit Badegästen bevölkert.
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2016, 09:46
von kabel69
In den Häfen, wo wir Zwischenstation gemacht haben, haben wir uns mehrmals Fahrräder ausgeliehen (gibt es dort fast an jeder Ecke) und das Hinterland mit seinen Lagunen angesehen. Die ganzen Flüsse sind ebenfalls mit Boot befahrbar, allerdings wegen der zahlreichen Brücken für ein Segelboot nur unter Motor mit gelegtem Mast machbar.
Ist alles sehr naturbelassen und es wird von den Einheimischen Fischerei betrieben. Ist ein bisschen zu vergleichen mit unserer Boddenlandschaft an der Ostsee.
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2016, 11:08
von kabel69
Der letzte Teilabschnitt nach Venedig war nur noch 15 km, sodass wir am frühen Nachmittag die Einfahrt von Venedig vor uns hatten.
Die Zeit ließ noch ein ausgiebiges Bad mit anschließendem Sonnen zu, bis wir gegen 17 Uhr in die Lagune von Venedig motorten. Nach ca. 10 Minuten macht der Motor nur noch tock tock tock.... aus
Er sprang auch nach mehreren Versuchen nicht mehr an. Da wir genau auf den Molenkopf zutrieben, haben wir sofort wieder die Segel gesetzt. Genau das wollte ich eigentlich nicht. Wer den Fahlstil der Italiener sowohl auf der Straße als auch auf dem Wasser kennt, weiß warum. was nun? Der etwas abseits gelegene Hafen Porto Lio Grando schien uns ein geeignetes Ziel. Nach 2 weiteren Stunden haben wir den Hafen segelnd erreicht. Nun wollte ich einen Aufschießer in die eine Box fahren. Wir hatten nur noch unter Groß eine Fahrt von knapp 2 km/h. Doch vor der Einfahrt stand wegen Ebbe eine Querströmung von 6 - 7 km/h, sodass ich schlagartig beidrehen musste. Dann sind wir an die Außenkaimauer getrieben - zum Glück standen uns gleich Italiener zur Seite - sodass bei der Aktion nichts passiert war. Dann haben wir 1 Stunde gewartet, dann wurden wir von den Italienern in den Hafen geschleppt.
Letztendlich ging alles glatt und wir waren sicher in der Box vertäut. Wir haben danach eine Flasche Wein aufgemacht - oder waren es 2 ...?
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2016, 11:34
von kabel69
Die nächsten Tage haben wir dann alles rund um Venedig mit den Fähren abgefahren. Gleich 500 m von unserem Hafen war ein großer Fährhafen. Das muss man sich wie Straßenbahn fahren vorstellen, es gibt Fahrpläne, Liniennummern und Umsteigebahnhöfe. Allein wegen Frau waren wir 3 x auf dem Markusplatz (und in den Geschäften)...
In dieser Zeit konnte ich den Motor (Yanmar 1GM10) wieder zum laufen bringen. Mir war aufgefallen, dass das Dieselfiltergehäuse fast leer war, also der Motor wegen Spritmangel ausgegangen war. Tatsächlich waren einige Dieselleitungen nicht richtig fest, sodass da irgendwo Luft angesaugt wurde. Nach dem nachziehen aller Muttern und dem entlüften der Dieselleitung lief der Motor wieder tadellos, sodass die Reise auch wieder zurück nach Bibione gegangen ist.
Fazit: Es ist eine sehr schöne Tour, wir haben in jedem Hafen (September) einen Liegeplatz bekommen. Man sollte vor 20 Uhr eingelaufen sein, da einige Häfen Schleusen haben, die teilweise nachts geschlossen werden. Hafenmeister sind meist schon früher weg, sodass man u.U. den Strom nicht mehr freischalten kann. Der Liegplatz kostet immer ca. 30 €/Nacht, Strom und Wasser immer vorhanden. WLAN überall, manchmal zum extra Aufpreis.
Die Boraausläufer von Kroatien sind an der italienischen Seite nur noch halb so wild. Wir sind einmal 2 Tage im Hafen geblieben, weil es ca. 4 - 5 Bft und 1 Meter Welle hatte. Man hätte segeln können, wollten wir aber (gegenan) nicht. In der Venedischen Lagune selbst würde ich nicht segeln, da die Fähren, Frachter und Wasertaxis absolut Null Rücksicht nehmen.
Erwähnen muss ich noch unsere neue 30 Liter Kompressorkühlbox, die bei den Temperaturen unentbehrlich war. Abends eine kühle Flasche Wein und man kann frisches Obst und Wurst lagern. Der Komfort auf dem Boot hat einen Quantensprung gemacht - Frau will nächstes Jahr wieder an die Adria (war eine gute Investition...).
Ich kann so einen Törn zum nachahmen empfehlen.
Gerald
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2016, 12:41
von Detlev
Hallo Gerald,
ein sehr schöner Törnbericht und tolle Fotos ... Danke dafür!
Das mit einem ordentlichen Kühlschrank an Bord kann ich bestätigen.
Es ist weit mehr, als nur eine Komfortverbesserung.
Detlev
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Freitag 22. Januar 2016, 11:46
von kabel69
Hallo Detlev,
ich selbst wäre ja nie darauf gekommen. Aber nachdem die Kühlbox vorletztes Weihnachten auf den Tisch stand, musste ich sie ja einbauen.
Hatte erst Angst wegen dem Stromverbrauch, war aber unbegründet. Meine Verbraucherbatterie mit 75 Ah war nicht leer, obwohl wir einmal im Hafen keinen Landstrom bekommen konnten. Also 2 Tage locker durchgehalten, obwohl wir nur gesegelt sind (außer Hafenmanöver). Und das bei Innentemperaturen von 38 - 40°C. Gut ist ja im Ernstfall auch der eingebaute Batterieschutz, dass die Box von selbst abschaltet, bevor die Batterie ganz leergezogen wird.
Gerald
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Freitag 22. Januar 2016, 13:34
von ManuInsinger
Hallo Gerald,
Vielen Dank auch für deine sommerliche Auseinandersetzung ... zur Inspiration für die Sommerferiën!
Hast du einen Kühlbox mit integriertem Kompressor oder seperat irgendwo anders installiert im Boot?!
MfG, M.
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Samstag 23. Januar 2016, 16:17
von StaschaO
Hallo Gerald,
mal was anderes als die übliche Adriareise nach Kroatien.
Toller Bericht! Macht echt Lust das selbst mal wieder zu wagen.
Das letzte Mal als wir in Italien gesegelt sind ist mehr als 30 Jahre her.
Wie sieht es denn mit den Gebühren aus? Muss man da auch für ein ganzes Jahr zahlen?
Benötigt man in Italien auch eine vorab festgelegte Crewliste? Gibt es eine Kurtaxe?
Viele Grüße, Stascha
Re: nördliche Adria, italienische Seite
Verfasst: Dienstag 26. Januar 2016, 17:51
von kabel69
Hallo Stascha,
also wir sind direkt von Deutschland bis zum Porto Baseleghe in Bibione gefahren. Vor dem Einkranen wurde vor allem die Haftpflichtversicherungsbestätigung für's Schiff (bis 6 Mio Schadenssumme) kopiert. Dann hatte ich noch das Flaggenzertifikat als Eigentumsnachweis mit und den SBF-See. Allerdings brauch man den in Italien nicht, da bis 40 PS Führerscheinfreiheit besteht. Kurtaxe, Crewliste, Jahresgebühr kannste vergessen. Gibt es nicht. Die Zuteilungsurkunde für den Seefunk hat keinen interessiert. In den Häfen wird nach den Bootspapieren gefragt, um die genaue Länge zum berechnen der Liegeplatzgebühren zu bekommen. Auf mündlichen Aussagen verlässt man sich dort ungern....
Ca. 300 Meter von der Küste entfernt lagen parallel zum Ufer rote Tonnen. Als wir dahinter geankert haben um zu baden, waren wenig später die Carabinieris mit m Schlauchboot da. Sie meinten, dass wir im Badebereich wären und weg müssten. Haben wir gemacht, keine Strafe oder sonstirgendwas. Nun ja, in Deutschland sind die Sperrtonnen gelb und die Roten eher Fahrwassertonnen. Andere Länder, andere Sitten. Sonst wurden wir nie kontrolliert.
Die Bürokratie ist in Italien also deutlich geringer. Und auch von den Preisen gibt es keinen Unterschied zu Kroatien mehr, nachdem die Preise dort eine Zeit lang jährlich um 20% gestiegen sind.
@ Manu:
Ist ne Waeco Kühlbox, die man oben öffnen kann. Steht bei mir steuerbords vom Kielkasten. Nicht fest eingebaut. Hat dort am Schaltpanel einen eigenen Anschluss (schraubbar). Der Originalstecker für den Zigarettenanzünder war mir zu wackelig. Im Winter kommt sie vom Boot und gut ists. Sie kann vor einer Reise auch schon an Land befüllt und über Nacht gekühlt werden, bevor sie aufs Boot kommt. Das spart Bordstrom.
Gruß, Gerald