Klappruder optimieren

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StaschaO
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Klappruder optimieren

Beitrag von StaschaO »

Hallo an alle Klapprudersegler,

nachdem mein voraussichtlich neuer Liegeplatz keinen Meter Wassertiefe haben wird und bei Niedrigwasser sich das Problem noch verschärfen würde, habe ich mir ein Klappruder zugelegt.
Zum Thema Rudersanierung gibt es ja von Uli und Detlev schon jede Menge Tipps und Infos, habe aber keine Beiträge zu einer möglichen und geglückten Ruderverbesserung gefunden.
Da ich aber so wenig "Performance Verlust" wie möglich gegenüber dem Festruder habe möchte, werde ich das Ruderblatt soweit wie möglich optimieren wollen.
Der Vor-vorbesitzer hatte eh schon an der Alutafel viel herumgebastelt (siehe Bilder). Deshalb werde ich Diese erstmal versuchen zu verbessern und eventuell sogar Geld zu sparen.
Ich bin ziemlich erschrocken, das eine neue Platte aus seewasserfester Aluminiumlegierung in 1cm dicker Ausführung über € 300,- kosten soll! :shock: Ob nur München diese Apothekenpreise hat?
Falls mein Vorhaben nichts wird, kann ich immer noch eine neue Tafel bauen lassen.

Mein Vorgehen habe ich wie folgt skizziert. Werde dies dann auch noch per Fotos dokumentieren.

1. Das ausgeschlagene Achsenloch, werde ich aufbohren und eine passende Nylonbuchse einsetzen (im Moment klappert das Ruderblatt fürchterlich)
2. die fehlende Fläche möchte ich per Hartlot durch ein 3mm Blech ergänzen (Gewichtsersparnis)
3. Es werden grosse Löcher in das gesamte Blatt gebohrt um Gewicht herauszunehmen, die Stabilität wird dadurch nicht erheblich geschwächt.
4. PU Schaum auftragen und dem Ruderblatt korrespondierend zur festen Ruderführung ein Profil geben.
5. GFK Laminat
6. Primer und Lack zum Abschluss

So möchte ich erreichen, das das Klappruder dem Festruder näher kommt. Das Festruder ohne beweglichen Aufsatz wiegt ca. 12kg
Mein Klappruder wiegt ohne die Alutafel 9kg. Bleiben 3kg für die Tafel. Ich weiss das wird nicht reichen, es sei denn ich baue eine Rudertafel aus Kohlefaser. Aber im Moment wiegt der verstümmelte Teil 5,5kg und da möchte ich wenn möglich nicht rüberkommen.

Was habt ihr da für Erfahrungen und Lösungen?
Leider habe ich nicht so viel Ahnung von Hydromechanik und versuche hier hauptsächlich optisch zu vergleichen.
Wie gesagt der Vor-vorbesitzer hat schon ziemlich viel rumgebastelt und das Ruderblatt schmäler und länger gemacht (hier waren Alubleche als Verlängerung angeschraubt). Keine Ahnung ob das was gebracht hat.
Länger möchte ich das Ruder nicht machen, da es sonst bei eingeklappten Zustand zu weit heraussteht.

Viele Grüße,
Stascha
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Uli
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von Uli »

Hallo,
na da hat dein Vorbesitzer sich ja "einen gebastelt".
Empfehlung: geh zum Schrotti und kaufe dir dort eine Aluplatte im Übermass. Ggf. musst du da etwas länger suchen.
Alu kannst du mit einer Stichsäge zuschneiden, da brauchst du keinen Zuschnitt durch einen Schlosser.
Schleifen und Flexen ist bei Alu ebenfalls kein Problem, da Alu ja deutlich weicher als Stahl ist.
Ich habe mein Ruder damals sandstrahlen lassen, das ist eine Sache von Minuten beim Fachbetrieb und erspart dir ewige Schleiforgien. Ausserdem kommst du in die Innenteile des Klappruders sowieso ohne Sandstrahler nicht rein.
Alu will dann schnell grundiert werden. Primocon von International ist da die Farbe der Wahl. Das Zeug bildet ziemlich dicke Schichten, also die neue Aluplatte mit ein wenig Spiel auswählen.
Ich habe damals über Ebay selbstklebende Teflonfolien gekauft, die ich im Achsenbereich aufs Ruderblatt geklebt habe. So lies es sich leichter klappen und das Ruderspiel war eingedämmt, also klapperte es auch nicht mehr. Davon habe ich sogar noch einige, könnte ich dir zusenden.
Die zusätzliche Fläche, die dein Vorbesitzer abgeschnitten hat, brauchst du, sonst schiesst dir das Boot wegen zu geringer Fläche des Ruderblattes immer in den Wind.
Viel Spaß beim Sanieren, ich habe damals einige Stunden damit verbracht. Achte darauf, dass das Blatt nicht zu lang wird, sonst knallt der Aussenborder gegen das Ruderblatt.

Viele Grüsse
Uli
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kabel69
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von kabel69 »

Hallo Stascha,

der Vorbesitzer des Klappruders wollte wohl den Ruderdruck an der Pinne beim Amwindkurs ausgleichen. Da hat er hinten was weggeschnitten und die Ruderachse steht so etwas mittiger, der Ruderdruck nimmt ab. Durch die Verlängerung des Blattes hat er die weggeschnittene Lateralfläche wieder ausgeglichen.

Willst du das ganze Schwert laminieren? Dann kannst du doch auch nicht seewasserbeständiges Alu nehmen, ist wesentlich billiger.

Gruß, Gerald
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kabel69
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von kabel69 »

Hallo Stascha,

guck mal hier, da sind wir bei seewasserbest. Alu, 10 mm stark bei noch unter 60 € (1/5 deines Münchener Preises):

http://www.ebay.de/itm/Aluminiumplatte- ... SwFqJWjhJh

Warum kommt es dir eigentlich auf jedes Kilo beim Ruder an? Ist dein Längstrimm so schlecht? Ich würde keine Löcher bohren. Für den Längstrimm gibt es andere Maßnahmen, z.B. die Batterien ins Vorschiff.

Ich würde die Aluplatte anschweißen lassen, Löcher zuschweißen, alles beischleifen, AF rauf, fertig.

Was ist der Unterschied zum Festruder? Es ist länger?! Dann verlängerst du mit dem Reststück noch nach unten (anschweißen). Dann solltest du aber eine gute Vorrichtung haben, mit der du das Klappschwert gut festsetzen kannst (reckarmes Material), da unter Fahrt das Schwert stärker nach hinten hochklappen will (höherer Widerstand).

Gruß, Gerald
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StaschaO
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von StaschaO »

Hallo Uli und Gerald,
Danke für eure Empfehlungen und Infos!

Ich werde wohl zweigleisig fahren.
Den oberen Ruderbereich hatte ich eh vor wie von Uli empfohlen zu sanieren. Hierzu gibst du ja sehr wertvolle Tipps :idea:
Da ich aber schon Berufswegen vorbelastet bin und alles was ich repariere oder baue, auch wenn möglich verbessern will ;) ,möchte ich eben den klappbaren Teil besser machen.
Ich werde mir wohl eine günstige seewasserfestes Aluplatte besorgen und zurechtsägen und am alten Ruderblatt "rumbasteln". Mal sehen, was zum Schluss besser ist! Ich kann ja dann beide miteinander vergleichen ;)
Gerald, danke für den Link, leider bietet der Verkäufer nur in 18cm breite an, dann müsste ich drei Platten zusammenschweißen. Aber ich sehe das die Qualität AiMg3 ausreichend und günstiger ist. Mir wurde natürlich das teuerere AiMg 4,5Mn angeboten (ich hätte wohl nicht erwähnen sollen, das ich Segler bin :x).
Für meine "Optimierungsarbeiten" hätte ich schon alles Material und müsste nichts kaufen. Ein normales 3mm Alublech habe ich auch in ausreichender Größe, deshalb die Angaben.
Die Gewichtsersparnis ist nur so ein Spleen von mir! Mach ich auch bei meinen anderen Hobbies und da ist es auch nicht immer nötig! Dennoch denke ich, das ein leichteres Ruderschwert auch leichter aufholbar ist.
Weiter denke ich eben, das ein profiliertes Ruder weniger Reibung und bessere Stabilität geben sollte als ein "Kuchenblech". Was meint Ihr?
Viele Grüße, Stascha
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kabel69
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von kabel69 »

Hallo Stascha,

die Alubleche gibt es auch in anderen Abmaßen zu ähnlichen Preisen. Habe gemeint, dass die 18 cm ausreichen, die fehlende Fläche zu ersetzen.

Grundsätzlich erzeugt ein Profil einen höheren Widerstand, weil es breiter als eine Platte ist (Verdrängung).

Aber wenn das Boot z.B. an einem Amwindkurs luvgierig wird, dann muss man mit dem Ruder gegensteuern. In diesem Fall läuft das Ruder nicht gerade durchs Wasser in Schiffsrichtung, sondern schräg. Hier ist dann wieder ein Profil von Vorteil, da eine einfache Platte Verwirbelungen erzeugt, die wiederum bremsen.

Ist eine Glaubensfrage oder Probieren. Da bin ich schon jetzt auf deine Ergebnisse gespannt.

Also wenn du ein profiliertes Schwert hast, kannst du es beim Vorwindkurs ja hochklappen, erzeugt weniger Widerstand. Eindeutiger Vorteil zum Festruder. ;)

Gruß, Gerald
Zuletzt geändert von kabel69 am Samstag 13. Februar 2016, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
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StaschaO
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von StaschaO »

Hallo,
die Ruderwelle ist bei mir auch ziemlich eingelaufen. Ich denke der Verschleiß ist beim Klappruder generell höher, da ja zwei Nuten in die Welle gefräst sind und das Klappruder eine größere Scherkraft erzeugt als das im Wasser viel leichtere Festruder.
Hat jemand hier im Forum schon belastbare Erfahrungen mit der vom Marina Team als Ersatz angebotenen verlängerten Buchse gemacht?
Ist ein Tausch mit der längeren Kunststoffbuchse ausreichend um eine spielfreiere Führung zu gewährleisten?
Oder gibt es bessere Möglichkeiten, diese Schwachstelle zu beheben?
Viele Grüße, Stascha
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StaschaO
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von StaschaO »

Hallo Klapprudersegler,

ich hatte ja wie angekündigt über den Winter mein neu erworbenes (altes) Klappruder saniert und optimiert!
Dabei war mir wichtig das ich so nah wie möglich an die Segeleigenschaften des Festruders herankomme welches ich zuvor gesegelt hatte.

Jetzt nach einer Saison kann ich sagen das ich voll und ganz damit zufrieden bin. Es ist super ausbalanciert, selbst bei stärkerer Krängung läuft das Ruder noch sauber gerade. Ich muss dabei nicht mal die Pinne festhalten.
Es gibt kein klappern und vibrieren. Eben genau so wie ich es bei meinem Festruder auch gewohnt war.
Das neu aufgebaute Ruder ist etwas schmäler und länger (damit die Fläche in etwa gleich groß bleibt) als das original Klappruder. Ausserdem habe ich es komplett profiliert.

Wenn hier Interesse besteht, kann ich gerne noch einen ausführlicheren Bericht über die Sanierung meines Ruders einstellen.

Viele Grüße, Stascha
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Uli
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von Uli »

Hallo Sascha,
absolut perfekt. Tolle Arbeit.
hatte ich damals bei der Renovierung meines Ruders auch überlegt, wegen des Aufwandes dann aber verworfen.
Jetzt noch eine s-förmig geschwungene Pinne und du hast das beste Klappruder aller Dehlyas. :D ;)

Viele Grüße
Uli
ESiS
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Re: Klappruder optimieren

Beitrag von ESiS »

Super Arbeit! Wenn du Langeweile bekommst, kannst du mein Ruder auch sanieren ;-)

Matthias
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