Kühlwassersystem D7 reinigen

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f-ell
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Kühlwassersystem D7 reinigen

Beitrag von f-ell »

Liebe Dehlya-Gemeinde,

hat jemand von Euch Erfahrung mit der Entkalkung bzw. Reinigung des Einkreis-Kühlsystems beim D7?
Aus gegebenem Anlaß, bei fortlaufendem Motorbetrieb kommt nach und
nach immer weniger Kühlwasser aus dem Sammelrohr, muß ich mich
wohl mit dem Thema befassen.
Habt Ihr evtl. Erfahrungen mit diversen "Mittelchen" (Yachtikon, Calgon oder Zitronensäure) und damit, wie hoch die Konzentration sein sollte?

Freue mich auf Eure
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Detlev
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Kühlwassersystem D7 reinigen

Beitrag von Detlev »

Hallo f-ell,

ich denke, Du mußt nicht gleich zu großen Reinigungsaktionen greifen. Die Ursache liegt oft am Anfang der Kette.

1) Einlaufsieb am Rumpf:
2) Impeller

Ich habe im vergangenen Jahr bei einer Ausfahrt plötzlich Temperaturalarm gehabt. Die Ursache konnte ich bei einem kurzen Halt beseitigen.
Ich hatte kleine Wassertiere im Kühlwaserfilter, der Filter selbst war aber nicht verstopft. Also bin ich auf Tauchstation gegangen und habe den Kühlwassereinlauf am Rumpf kontrolliert.
Das Sieb (Schlitze im Bronzekörper) hatte sich komplett mit kleinen Wasserlebewesen zugesetzt. Siie sahen aus, wie Flußkrebslarven und waren etwa so groß, wie Fliegenmaden.
Ich habe damals die Schlitze im Sieb unter Waser mit einem schmalen Brotmesser (runde Spitze) gereinigt. Danach war alles OK.
Diese Tiere habe ich übrigens bis heute immer mal wieder im Wasserfilter. Es waren aber nie mehr so viele.

Wenn das nicht hilft, dann käme als nächstes der Impeller. Es genügt, wenn ein Paddel angerissen oder abgeknickt ist.
Die Wasserpumpe sitzt beim D7 auf der Bugseite des Motors. Ich habe hier im Salon ein abschraubbares Schott. Wenn der Impeller nicht mehr wirklich vertrauenswürdig aussieht, dann solltest Du ihn wechseln.
Es kann ohnehin nicht schaden, immer einen Reserveimpeller an Bord zu haben (ich habe immer 2 dabei).
Beim Wechseln immer die Drehrichtung beachten!!! Der Impeller beim D7 läuft rechts herum (also im Uhrzeigersinn). Beim Wechsel soll der Impeller mit Glycerin gefettet werden und es muß eine neue Papierdichtung rein. Beides findest Du neben dem Impeller in der Verpackung.

Die Paddel müssen so eingesetzt werden, daß beim ersten Motorstart die Drehrichtung stimmt. Die Enden der Impellerflügel weisen also im Gehäuse außen nach links (gegen den Uhrzeigersinn).

Ich nehme immer den Johnson MC97 (09-808 B-1). Alternativ geht auch Jabsco 22405-0001. Du findest sie im Fachhandel oder z.B. im AWN-Katalog 2009 auf Seite 325.

Falls nicht bereits vorhanden empfehle ich Dir unbedingt den Einbau eines Kühlwasserfilters. Ich habe bei mir gleich nach dem Kauf des Bootes einen Vetus-Filter eingebaut. (AWN-Katalog 2009, Seite 322, Pos. 10).
Der Filter wird oberhalb der Wasserlinie über dem Ansaugstutzen eingebaut. Ich habe ihn auf einer Sperrholzplatte im Motorraum auf der BB-Seite so weit wie möglich oben befestigt.
Der Deckel ist durchsichtig und der Filter hält grobe Verunreinigungen sicher zurück. Er läßt sich leicht reinigen. Außerdem kannst Du so immer sehen, ob das Kühlwasser OK ist.

Ich habe meine DY25 seit 2005. In dieser Zeit habe ich 1x den Impeller nur 1x wechseln müssen.

Es besteht übrigens (bei etwas Aufmerksamkeit) kaum eine Gefahr, daß man den D7 überhitzt. Wenn das Kühlwasser weg ist, dann klingt der Motor wie Keuchhusten. Es gibt einen trockenen, harten Klang am Auspuff, den man eigentlich nicht überhören kann. Zur Sicherheit habe ich mir aber einen 12V Piezo-Pieper eingebaut. Er ist in der Schalttafel parallel zur Signallampe geschaltet. Die Lampe ist bei Sonne schlecht zu sehen., der Pieper ist dann aber nicht zu überhören. Ich habe ihn auch nicht nach außen geführt, sondern mit einem kleinen Kabelbinder im Gehäuse befestigt.

Im vergangenen Jahr habe ich auch den Simmering an der Kühlwasserpumpe gewechselt. Ich hatte im Urlaub "Wassereinbruch" im Motorraum und war froh, als ich dann die Ursache endlich gefunden hatte.

Ich hoffe, Dir geholfen zu haben. Sollte die Ursache bei Deinem D7 tatsächlich in zugesetzten Leitungen liegen, dann bin ich dankbar für einen Hinweis.

Goodewind Ahoi!

Detlev

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f-ell
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Kühlwassersystem D7 reinigen

Beitrag von f-ell »

Hallo Detlev,

ersteinmal herzlichen Dank für die schnelle und umfassende Antwort.
Leider scheint sich nach Deinen Ausführungen mein Verdacht auf
zugesetzte Kühlwasserkanäle zu bestätigen. Mein D7 hat genau den
beschriebenen "Keuchhusten" bekommen, so ca. 10 min nach Inbetriebnahme. Habe den Motor natürlich sofort abgestellt. Ein Vereinskamerad war in der Nähe und hat mich an den Haken genommen.
Natürlich gibt's in solchen Situationen immer 0-Wind!
Den Impeller hatte ich vorher schon vorsorglich gewechselt und auch
ein ungeplantes Bad im Hafen genommen Bild , was soll man weiter
sagen....
Jedenfalls werde ich umgehend Deinen Ratschlag befolgen und einen
ordendlichen Filter einbauen und mir auch nochmal das Thermostatventil
anschauen.

Vielen Dank
f-ell

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Detlev
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Beitrag von Detlev »

Hallo f-ell,

das Thermostatventil kann eine Ursache sein.
Wenn Du es in heißes Waser legst, merkst Du, ob es arbeitet.

Ich würde aber trotzdem unbedungt auch die Kühlwasserpumpe noch mal aufmachen.
Auch neue Impeller können kaputt gehen (deshalb auch die Einbauhinweise). Aus genau diesem Grund habe ich auch immer 2 Impeller an Bord.

Auch eine falsche Papierdichtung kann schaden. Wenn sie zu dick ist, dann hat der Impeller an der Stirnseite Luft und erzeugt nicht genug Druck.

Vielleicht machst Du auch mal den Übergang von der Pumpe zum Motor ab und schließt einen Schlauch zur Ableitung über Bord an. Du siehst dann, ob bis zur Pumpe alles OK ist.

Den Einbau des Waserfilters kann ich nur empfehlen. Alle Eigner mit Booten mit einer Einbaumaschine in meinem Verein haben sich einen Filter eingebaut.

Wenn wir schon mal bei Filtern sind....
Sehr nützlich ist auch ein zusätzlicher Dieselfilter vor dem ab Werk eingebauten Treibstoffilter. Er kann einfach in die Leitung eingesetzt werden und erspart Dir unter Umständen viel Ärger. Der Hauptfilter sollte dann eigentlich "ewig" halten.
Diese Filter (Diesel!) bekommst Du für wenig Geld bei jeder KFZ-Werkstatt oder in der Tankstelle. Ich habe auch davon immer Ersatz dabei, weil man den "Dreck" im Diesel oft nicht sieht. Der Einbau erfolgt "fliegend" mit 2 Schlauchschellen in die Saugleitung zwischen Tank und dem großen Dieselfilter.

Sag mal Bescheid, wie Deine Reparatur dann ausging.

Goodewind Ahoi!

Detlev


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f-ell
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Beitrag von f-ell »

Hallo Detlev,

die Angelegenheit hat mir keine Ruhe gelassen. Ich habe ein schönes
Reparaturhandbuch von Hatz, da sind die Kühlwasserkanäle gut zu
sehen. Nach dieser Ansicht konnte ich mir auch nicht mehr vorstellen, dass die völlig dicht verkalken. Also habe ich, soweit es ging, den gesamten Kühlkreislauf auseinandergenommen...... und bin fündig geworden. In der Kühlwasserleitung zwischen Zylinderkopf und Abgassammler war Seegras!!!! Der Vetus-Seewasserfilter kommt heute bei mir an und wird natürlich sofort verbaut. Hätte bis gestern nicht geglaubt, dass so etwas durch den Impeller geht. Ein kleines Problemchen ist trotzdem geblieben. Beim Kontrollversuch der Opferanode ist schon beim ersten zarten Versuch die Schraube zu lösen selbige abgerissen (durchgegammelt). Der Rest von Schraube, Anode und
jede Menge Oxid verschließen die Öffnung allerdings dicht. Da bleibt nur
Ausbohren und Gewinde neu schneiden. Gibt es außer der W. und H. Kuenzler GmbH eigentlich noch andere Bezugsquellen für diese Anode? Wäre über einen Tipp dankbar, denn die Preise dort sind sehr heftig. Auf jeden Fall werde ich zukünftig 2x pro Saison die Anode kontrollieren.

Vielen Dank für Deine Unterstützung
f-ell

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Beitrag von Detlev »

Hallo f-ell,

schön, wenn man den Fehler endlich gefunden hat. Mit dem Seewasserfilter bist Du dann in Zukunft gegen solche Dinge gefeit.

Ich habe vorhin mal 2 Fotos von meinem Seewasserfilter gemacht. Du findest sie in meiner Bildergalerie.

Du findest dort auch ein Bild von den beiden Dieselfiltern.
- der große Filter: MALE KC 51 mit Wassersammler
- der kleine Vorfilter: MALE KL 13
Beide sind im KFZ-Zubehörhandel für einen fairen Preis zu haben.

Der Filter sitzt so hoch wie möglich über dem Ansaugstutzen im Maschinenraum. Der Deckel kann ohne Werkzeug geöffnet werden und man sieht auch schön, ob genug Kühlwasser strömt, wenn man bei der Fahrt mal das Luk anhebt.
Wegen der Dieselleitung habe ich aus Sperrholz einen Unterbau gefertigt. Diese Vorrichtung hat sich in dieser Form sehr bewährt.

Ich habe damals auch alle Schläuche erneuert und die Schlauchende mit jeweils 2 Schlauchschellen gesichert. Eventuell muß man auch wegen unterschiedlicher Durchmesser irgendwo einen Adapter einbauen.
Wenn alles richtig paßt, dann muß man sich auch nicht um das Seewaserventil kümmern.
Dieses Ventil bleibt bei mir das ganze Jahr offen. Ich brauche es nur, wenn im Winterlager Glysantin aufgefüllt wird.

Dies ist im übrigen auch ein ganz großer Vorteil des Seewasserfilter. Es müssen nie wieder Schläuche abgebaut werden. Im Winterlager den Deckel ab, das Wasser ablaufen lassen, den Motor starten, bis kein Wasser mehr kommt; dann das Seewasserventil schließen, den Motor wieder laufen lassen und mit einer Gießkanne so lange Glysantin in den Seewasserfilter gießen, bis am Auspuff reines Glysantingemisch austritt (Eimer unterhalten).

Danach mache ich das Seewasserventil wieder auf und lasse das Glysantin vom Filter in einen Eimer ab. Der Rest Glysantin bleibt dort, wo er ist. Die Impellerpumpe lasse ich ebenfalls geschlossen.
Damit ist die Maschine nach Ausbau der Batterien dann ohne große Mühe wirksam gegen Frost geschützt. Diese Arbeit mache ich am liebsten mit 2 Helfern (Eimer, Kanne, Starter), danach gibt es ein Bier.

Meine Opferanoden gehen ebenfalls nicht raus. Nach Rückfrage bei Spezialisten habe ich mich dann entschlossen, mich nicht mehr darum zu kümmern. Das Boot fährt ausschließlich im Binnenrevier (also kein Salzwasser). In Verbindung mit der Tatsache, daß der Bootskörper aus GFK ist, sehe ich keine große Gefahr. Ich hätte eher Angst, den Motorblock bei weiteren Ausbauversuchen zu beschädigen.

Wenn das Boot im Salzwasser gefahren wird, sieht das alles natürlich ganz anders aus.

Halt mich mal auf dem Laufenden, wie Deine Aktion dann abgelaufen ist. Vielleicht kannst Du ja auch ein paar Fotos machen.

Goodewind Ahoi!

Detlev

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Re: Kühlwassersystem D7 reinigen

Beitrag von Detlev »

heute noch mal ein paar Ergänzungen zum Thema Kühlwasser beim D7 vom Vorjahr ....

Zu den Opferanoden muß ich mich korrigieren. Bei der Generalreparatur meines D7 im Mai 2010 wurden auch die Anoden geprüft. Die Anode unten war OK (vermutlich nach 20 Jahren Einsatz), die oben war jedoch komplett verschlissen und mußte gewechselt werden. Fotos und einpaar Bemerkungen dazu stehen aber auch an anderer Stelle im Forum. Ich werde beide Anoden jetzt mindestens alle 2 Jahre nachsehen. Das hat dann auch den Vorteil, daß sie nicht "festkeimen" können.

Nun zum Anlaß für das "Aufwärmen" des Themas Kühlwassersystem D7.

Ich habe heute das Boot für das Aufslippen vorbereitet (leider schon am kommenden Sonnabend) und dabei auch mal die Maschine gestartet. Die Kühlwassermenge am Auspuff kam mir etwas wenig vor. Deshalb dann ein Check am Kühlwasserfilter. Hier wird im Normalfall der Deckel vom angesaugten Kühlwasser angeströmt. Das war heute nicht der Fall. Der Filtertopf war nur halbvoll und die Wassersäule im Ansaugschlauch der Impellerpumpe zwischen Filter und Pumpe riß ab.

Vor dem eigentlich logischen Check des Impellers kam dann ein Badegang (eine wirklich tolle Idee im Oktober) mit dem Ergebnis, daß kleine Muscheln den Ansaugstutzen besiedelt hatten. Die Schlitze habe ich mit einem Buttermesser gereinigt. kam dann aber nicht weiter. Beim Neustart gab es immer noch keine wirkliche Verbesserung.

Ich habe dann mit einem Wasserschlauch eine Gegenspühlung zum Wassereinlaß gemacht (also vom geöffneten Wasserfilter zum Borddurchbruch). Danach war dann alles wieder OK. Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Natur von Dingen Besitz ergreift. Andererseits war ich sehr zufrieden, nicht mit der Kontrolle des Impellers begonnen zu haben.

Goodewind Ahoi!

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