Wahrschau!

[Kurt_Leitner]

Segelte mit meiner liebsten Marianne bei besten Spi-Wind mit unserer 22er auf unseren eher kleinen Fuschlsee bei Salzburg. NM gemütlich geankert und etwas ausgeruht. Anker hielt gut bei Wein, Zigarre, Zeitung…
Dann, um 17h Sturmwarnung, d.h. Groß 1er-Reff vorbereiten, während Marianne alle gemütlichen Utensilien aus dem Cockpit wegräumte..
-noch bevor ich Anker aufholte, war mir schon nach dem 2er-Reff zumute, da es binnen 5 Minuten schon recht düster wurde..
-Anker hoch und mit dem 2er-Reff ging es recht flott gegenan am Wind,
-wollte Genua etwas einrollen, war aber bei der Umlenkrolle irgendwie durch das mickrige 1,5m Barberholer-Leinchen blockiert…. vor und klariert…
Inzwischen hat sich aber die Genuaschot bei ca. 5 bft ganz vorne soooo verwult, als ob 17 Knoten drinn wären, d.h. kein raus kein rein mehr, Marianne am Steuer das Boot halbwegs und mühsam im Wind gehalten, und ich hab mit größter Mühe, bei wild schlagender Genua das Knäuel vorne lösen können.
Nun ging es endlich gut gegen den Wind… hab dem Wasserrettungsboot Zeichen gegeben dass nun alles ok ist und richtig schön war`s wenn alles passt…
Angezeigte 59 kmh = Ende 7bft am Wind, Marianne mit Angst ab in die Kajüte und ich war direkt ein bisserl seelig, mal wieder starken Wind zu haben… aber
das 2erReff zog sich bedenklich bauchig aus der Curryclemme und das Groß stand nicht wirklich gut, Pinne notdürftig fixiert, Groß gefiert und die Reffleine erneuert dicht geholt und zusätzlich um den Mast fixiert – das Ufer kam verdammt schnell näher, Marianne leicht geschockt handlungsunfähig aber sicher in der Kajüte…
- die Genua schon auf Sturmfock eingerollt – das funktionierte hervorragend und das Groß stand auch wieder halbwegs gut—das alles bei 5-7 bft.
Aber nun kann ja wirklich nichts mehr kommen und ich hatte schon fast perversen Spaß in den Augen… kein Mensch auf dem Wasser- Sturmwarnungen blinken unnachgiebig und das Schiffchen kämpft sich so gut hart am Wind Richtung Heimatboje (statt 4 Wenden, halt 20 oder mehr zählt ja auch nicht mehr solange man noch etwas Höhe macht)
-irgenwann ist mir aufgefallen, dass dann die Leewanten recht lose baumeln, aber bei dem Starkwind ok…soll so sein..
…Plötzlich lugt Marianne aus der Sprayhood hervor und hielt mir eine lose Want entgegen, mein ungläubiger Blick folgte dieser- und es war die Luv- Stb.Oberwant…
sofort gewendet um zu entlasten und zu Marianne gesagt, jetzt musst aber raus und steuern--- ich nach vorne und bei 3/4meter Welle die Want wieder handfest in das Terminal geschraubt, extreme Schräglage, Wunder, das ich nicht über Bord ging.. und schon wieder das andere Ufer da!
wieder zurück, gewendet und Marianne ab in die Kajüte. Hoffte stark dass die Want bis zur Heimatboje hielt, dann nur mehr 3-5 bft und die Genua wieder etwas ausgerollt damit wir schneller unser Ziel erreichen. Plötzlich wieder 6-7 bft – Genua wieder gerefft aber eher unschön gewickelt weil -siehe da nun ca.20cm Achterliekriss in der Genua, aber nicht mehr weit zur Boje und mit einem ordentlichen Aufschiesser waren wir in Sicherheit.
Fazit:
-auch im eher schwachwindigen Binnensee – die Wanten immer mit Taps sichern und nicht nur die Muttern anziehen
-2er Reffleine besser beschlagen
- ca 15 Jahre alte Genua ist mal verschlissen, trotz Pflege und nachnähen… (zum Segelwechsel ist auf einem 4,2km langen und nur 1,5km breiten Bergsee
keine Zeit)
- Schwimmweste für Mitsegler gehört nicht in die Backskiste (weil man Einhand kaum mehr rein kann) sondern in die Kajüte
- wenn das Boot 24 Jahre alt ist muß man besonders auf mögliche und unmögliche Schwachstellen „vorbereitet“ sein, nix is fix!
(alle Wanten hatte ich im Vorjahr erneuert, aber leider ohne Tape gesichert, was ich in CRO sonst aber immer mache)
Ahoi, Es war trotzdem sauschön, weil ich wieder bestätigt bekam, wie gut sich die Dehlya bei Starkwind verhält!
Kurt

[Peterle]

Hallo,

das muss die selbe Gewitterfront gewesen sein, die vom Bodensee und Allgäu kommend über den Chiemsee fegte. Von den Spitzen-Windgeschwindigkeiten vielleicht gar nicht so dramatisch. Aber die Gewitter kommen innerhalb von wenigen Minuten und die Windgeschwindigkeiten schwanken sehr stark. In Boen 8 bis 10. Zwischendrinn mal wieder nur 3 bis 4 und glaubt, mann könne auf das Reff wieder verzichten. Ich hatte auf dem See auf jeden Fall einen schönen Sonntag, auch wenn zum Schluss nur noch mit Sturmfock unterweg war.
Siehe auch unsere Regionalnachrichten:
http://www.merkur-online.de/lokales/ebe ... 27992.html

Viele Grüße.
Peterle

[Uli]

Hallo Kurt,
sowas ähnliches ist mir im September letzten Jahres auf dem Ijsselmeer passiert. Dort hat sich auch eine Oberwant aus der Verquetschung der Sicherungsmutter gelöst und es fehlt bei BFT 6 nur noch 2-3 Gewindegänge und die Want wäre komplett lose gewesen.
Dabei hatte ich alle Wanten kurz vorher noch kontrolliert.

Viele Grüsse
Uli

[Kurt_Leitner]

Hallo Peterle u. Uli,C
danke für den Chiemsee-Link, wenn's bei uns Weststurm gibt, kommt er tatsächlich immer vom Chiemsee.
Zwischenzeitlich habe ich mein 2-erReff verbessert, Mast neu getrimmt, getapt und auch die Sturmfock zur Kontrolle mal wieder angeschlagen. Mit Sturmfock ist das Boot ja wirklich sehr gut zu handhaben aber ich brauch sie sehr selten, weil mit 60 geh ich nicht mehr bewusst bei Sauwetter raus. Früher war's schon sehr lustig a bissl was zu riskieren, aber meine körperliche Wendigkeit hat stark nachgelassen, daher fahre ich neuerdings auch einen Rollgennaker statt Spi. Hab damit erst nur einige Probeschläge gesegelt, aber das Ding (21qm) zieht wirklich verdammt gut bei Leichtwind. Nach meinem Urlaub stelle ich dann ein Foto rein.
also lg.Kurt