Infrarotheizung im Boot

Libi
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Infrarotheizung im Boot

Beitrag von Libi »

Meiner Meinung gibt es z.Zt. kein besseres Thema als Heizung - oder? :D

Wie schon im Refit-Thread angekündigt, habe ich mir die in der Yacht 3/2017 getestete Infrarotheizung mit P130 (130 Watt bestellt).
Sie ist inzwischen eingetroffen. Dabei ist noch ein "Temperaturabhängige geschaltete Steckdose" (0,4 Watt) die wie eine Zeitschaltuhr aussieht.
Die Heizung sieht aus wie eine kleine weisse magnetische Pinnwand 42x50 cm. Gewicht 1kg.

Da ich die Teile gerne auf der Dehler 22 mit den Bordbatterien betreiben möchte, ist für mich die tatsächliche Leistungsaufnahme sehr interessant.
Für den Testlauf habe ich ein gutes Energiemessgerät dazwischen gesteckt.
Kleiner Schreck beim Einschalten - die Heizung zieht erst 185 Watt und pendelt sich dann bei 170 Watt ein.
Also doch keine 130 Watt Heizung sondern 170 Watt? Verlustleistungen von Elektrogeräten sind doch Wärmeeverluste - oder?

Wie auch immer, der unerwartete Mehrverbrauch wird jemand mit Landstrom nur mit einem Schulterzucken quittieren. Aber beim Betrieb mit Bordbatterien fängt jetzt das grosse Rechnen an.
Es kommen ja auch noch die Verluste des Wechselrichters hinzu (Wirkungsgrad laut Hersteller bei 85-90%). Ich rechne mal mit einer Gesamtstromaufnahme von 200 Watt.

Bei vollen Bordbatterien bleiben mir dann theoretisch 5 Stunden Dauerbetrieb, bis beim Wechselrichter der Unterspannungsschutz das ganze abschaltet.
Heisst also, nach 5 Stunden Nachts raus auf den Steg und das Stromagregat anschmeissen :D :D :D (es lesen hier auch Stegnachbarn mit)

Und wie heizt sie so? - wie im Artikel beschrieben darf man keine Wunder erwarten. Man spürt die angenehme Strahlung (im schon geheizten Arbeitszimmer) deutlich im Abstand bis zu 2m.
Das ist im kalten Boot sicher noch eindeutiger zu spüren. Gedacht ist sie - wie soll es anders sein - für meine Frau, die immer sehr deutlich spürt, wenn es im Boot anfängt kühl und klamm zu werden.
Habe ich sie aber erstmal in der Koje, ist alles gut bis zum Aufstehen. Werde mir den Schalter also so legen, dass ich (oder Sie) das Teil von der Koje aus einschalten kann.

Der nächste Test kommt dann aus dem Winterlager mit "Landstrom" (aber noch ohne Frau).

Achim
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kabel69
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von kabel69 »

Hallo Achim,

mit Strom heizen bedeutet auf Dauer mit Abstanbd den höchsten Stromverbrauch aller elektrischer Geräte! Und dann noch die Transformation auf 230 V, das kann nicht gut gehen.

Es gibt kleine Heizlüfter auf 12V Basis, dann hätte man die Trafoverluste nicht. Aber selbst die Lüfter sind für die Bordbatterien zu viel.

Es gibt bereits Brennstoffzellen, die das Problem lösen können:

http://www.fritz-berger.de/product/EFOY ... tnerid=34H

Diese Dinger arbeiten autark in sind fast lautlos, der Stegnachbar wird es einem danken.

Wir haben einen Leiselüfter mit Thermostat, der bei Landstrom im Hafen den Salon bei 2300W innerhalb von 5 Minuten aufwärmt. In der Leisestellung lassen wir ihn dann nachts laufen und hören absolut nichts. So wird der Salon auf ca. 18 Grad gehalten.

Gruß, Gerald
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Detlev
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von Detlev »

Hallo Achim,
ich denke auch, daß wirksames Heizen mit Strom aus der Bordbatterie in der Praxis nicht funktioniert. Wir haben auf unserer 25er leider auch keine Webasto, Truma o.ä. und sind somit auf "Außenreede" auch ohne Heizung. Die Sache mit dem Spirituskocher (oder auch Propanheizer) funktioniert auch nicht wirklich. Es bleibt ein Stück Unsicherheit (auch die Atemluft!) und die Luftfeuchtigkeit im Boot steigt enorm.
So haben wir uns dann vor 10 Jahren auf der Messe in Hamburg einen hochwertigen Heizlüfter geleistet (Ecomat 2000). Dieses Teil ist praktisch lautlos, hat einen Thermostat, kann ohne Aufsicht betrieben werden, kommt auch mit schwacher Landstromabsicherung klar und schafft an Bord ein behagliches Klima. Das geht natürlich nur mit Landstrom! Wir haben durch diese Anschaffung schon viele "Schiettage" zu angenehmen Urlaubstagen gemacht. Die Sachen trocknen und es ist gemütlich an Bord (auch unter der Kuchenbude). Der Stromverbrauch hält sich auch in Grenzen ... ein Stromchip im Hafen hat immer 2-3 Tage gereicht. Bei kaltem Wetter lassen wir den Lüfter nachts durchlaufen (stört nicht beim Schlafen) und haben morgends angenehme Temperaturen und trockene Luft im Salon.

Der Heizer kostet im Vergleich mit anderen Geräten eine Menge Geld. Ich würde ihn mir aber auf jeden Fall wieder kaufen. Durch die Umluft (ist kaum zu spühren) ist es im gesamten Boot behaglich.

Schau auch mal hier: http://www.ecomat2000.de/de/produkte.html

Für die Nutzung im Boot ist der Classic und der Classic Plus OK. Auf der Messe wirst Du etwas günstigere Preise finden.
Für diese Teile gibt es auch ordentliche Schutztaschen. Wichtig ist auch der Kauf von 1 oder 2 Ersatzfiltern. Wenn die Heizleistung mal nachläßt, dann ist der Filter zu. Der kann auch ein paarmal gereinigt werden.

Einen Stromwandler habe ich auch an Bord installiert. Der ist aber nur dafür gedacht, unterwegs mal ein Gerät aufzuladen, für das ich keine 12V-Lösung habe.

Goodewind Ahoi!
Detlev
... der Weg ist das Ziel!
Libi
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von Libi »

den Fritz-Berger Katalog habe ich auch :D
2600,-Euro sind schon ne Hausnummer ;)

Den Ecomat kenn ich (hat mein Nachbar im Wohnmobil) aber Landstrom haben wir nicht und werden wir wohl auch nie bekommen.
Da ist ein Heizlüfter mit 450 Watt schnell mit den Akkus fertig.
Den Einbau von Webasto o.ä. wäre sicher möglich, ich scheue aber den Aufwand.
Da wir eh nur elektrisch motoren dürfen, haben wir entsprechende Batterien an Bord. Unser Motor hat eine Eingangsleistung von 720 Watt. Da sollten 200 Watt für eine Heizung kein Problem darstellen, wenn man keinen Dauerbetrieb anstrebt.

Auf unserer Talsperre haben wir eigentlich nur die Möglichkeit an unserem Steg oder vor Anker zu übernachten.
Wir übernachten auch nur an warmen trockenen Wochenenden höchstens mal für eine Nacht auf dem Boot.
Es geht also "nur" darum, Abends wenn die Luftfeuchtigkeit im Boot zunimmt, ein wenig Wärmestrahlung zu bekommen, bis wir in unsere Kojen kriechen und am Morgen, um die Knochen wieder in Gang zu bringen.
Mal sehen, ob das die Infrarotheizung schafft.

Achim
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kabel69
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von kabel69 »

Hallo Achim,

wenn du schon große Batteriekapazitäten hast und du nur mal ne Nacht die Bude warm bekommen möchtest, würde ich sowas empfehlen:

https://www.amazon.de/Universeller-Kera ... BCfter+12v

Vielleicht noch 1-2 Batterien mehr rein, ist dann ja auch für die Reichweite mit E-Motor auch gut. 130 W sind ja gerade mal zwei 60W Glühbirnen. Glaube nicht, dass da was wirklich warm mit wird. Es handelt sich hier um einen leistungsstarken 12V Heizer, der bei 12V 33 A pro Stunde verbraucht und seinen eigenen Anschluss an der Batterie braucht. Er hat dafür 400 W. Die normalen 12V Heizlüfter kann man vergessen, da die für Zigarettenanzünderdosen gedacht sind und somit nicht genug Leistung haben.

Es gibt noch mobile, kleine Kartuschenheizer, aber Gas mit Flamme fällt wohl in geschlossenen Räumen komplett aus.

In meinem Motorboot an der Ostsee habe ich eine Petroleumheizung fest installiert, Kostenpunkt war damals ein 1.000er (DM). Aufwändige Gasabnahmen sind nicht erforderlich, Abgase und Frischluftzufuhr gehen mit einem Anschluss nach außen. Die Innenluft wird durch Umwälzung aufgewärmt. Keine Erstickungs- und Brandgefahr. Heizleistung sind 800 W, da wird die Kajüte nach einer halben Stunde schön warm. Der Petroleumtank hält ewig.

Gruß, Gerald
Libi
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von Libi »

400 Watt (auch mit 12V) sind zuviel. Du darfst nicht vergessen - kein Landstrom und bis zu 100 Treppenstufen bis zum Autokofferraum - da ist nix mit Batterien laden am Ladegerät. Dass muss alles über Solarzellen passieren. Klappt mit den jetzigen 135 Ah und der Solarzelle ganz gut innerhalb von einer Woche. Bei einer Entladung bis auf 20% sind auch schon mal zwei Wochen notwendig (besonders im Frühling und Herbst).

Also ein wenig anstrahlen lassen mit Infrarot und wenn es "richtig kalt" ist (laut Frau <15° C), gibt es ein oder zwei von denen hier
http://www.ebay.de/itm/6-Stuck-Bundeswe ... 3a89d9b266

Kann ich nur empfehlen. Die Dinger sind 4x so gross wie eins von diesen Taschenwärmern und halten die Temperatur bei ca. 40° C wirklich für 8 Stunden, wenn man sie in der Tasche lässt.
Wenn man sie aus der Tasche nimmt, werden sie bis zu 80° C heiß und sind in einer Stunde fertig.
Bis jetzt habe ich es allerdings nicht geschafft, sie öfter als 4x wiederzuverwenden. Habe 2,- Euro/Stück bezahlt.

Das ganze Boot aufzuwärmen (so klein die 22er auch ist) ist ohne Landstrom, Gas, Diesel etc. eine Utopie und bei der jetzigen Verwendung als "Schönwetter Daysailer mit gelegentlicher Übernachtung" auch nicht nötig.

Achim
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kabel69
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von kabel69 »

Hallo Achim,

die Taschenwärmer kannte ich noch garnicht. Machen die Hände und Füße aber auch nicht warm. Es sei denn man packt sich komplett ein. 8-)

Bei 400 W Heizleistung gehe ich davon aus, dass die Innentemperatur irgenwann (vielleicht 2 Stunden) erreicht ist. Dann schaltet das Gerät aus:

https://www.amazon.de/Unbekannt-M169-TE ... mostat+12v

Bei 33 A sind nach 2 Stunden 66 Ah verbraucht. Eine große Batterie hält danach noch vielleicht 2 weitere Stunden durch, weil der Heizlüfter immer wieder abschaltet. Dann reicht eine weitere Batterie locker die restliche Nacht. Würdest also mit 3 Batterien schon gut ausgerüstet sein. Besser natürlich 4. Ich weiß ja nicht, wieviel Ah dir zur Verfügung stehen. Jedenfalls hast du dann auch mehr Sicherkeit für den Motor und die Aufrüstung ist nicht soooo teuer um das gewünschte Ziel zu erreichen. Den Stromerzeuger hast ja nötigenfalls auch noch.

Wenn die Batterien allerdings schlecht wieder aufgeladen werden können, macht die ganze "Elektroaktion" wenig Sinn und es bleibt nur noch die fossile Lösung. Oder doch - ganz modern - Brennstoffzelle. :idea: Mit einem ordentlichen Batteriemanagement lädt die locker alle Batterien von einem zum anderen Wochenende wieder auf.

Gruß, Gerald
Libi
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von Libi »

Hallo Gerald,
dann muss ich mich mal verständlicher ausdrücken.
Die "Taschenwärmer" sind Kissen (4x so gross und 2x so dick wie ein Salzlake-Taschenwärmer) und wenn man sie in der mitgelieferten Tasche lässt, liefern sie eine Wärme von 40°C für ca. 8 Stunden (manchmal muss man sie noch mal durchkneten). Ohne Tasche kommt mehr Sauerstoff an den Vorgang und sie erwärmen sich so stark, dass man damit sogar Speisen erhitzen (nicht kochen) können soll. Dann ist der Vorgang aber nach einer guten Stunde rum. Das ganze soll man mit einem Beutel bis zu 10x wiederholen können (ich habe bis jetzt max. 4x geschafft). Im Schafsack halten Sie die ganze Nacht über warm.
Diese Taschenwärmer mit der Salzlake und dem Knickblech sind dagegen Spielzeug und man braucht auch keine Wärme um sie wieder einsatzbereit zu machen. Bei den Kissen reichen 2-3 Esslöffel Wasser.

Von den 135 Ah meiner AGM-Batterien kann ich 108 Ah verbrauchen (20% Restladung) und es kommen definitiv keine weiteren Batterien aufs Boot (aber vielleicht sinken die Preise für Lithium-Akkus mal so weit, dass man fürs gleiche Geld, Gewicht und Volumen eine doppelte Kapazität erhält). 108 Ah wären mit dem Heizlüfter ein Strohfeuer, denn unsere Boote kühlen doch schon schnell wieder aus. Dann doch lieber über Stunden eine kleine aber gleichbleibende Strahlungswärme ohne Luftzug und Geräusche.
Du kannst ja mal von deinen Erfahrungen mit dem Keramik-Lüfter berichten. ;) Ich versuch es mit der Infrarotheizung (denn die steht ja hier schon) und berichte wie die funktioniert.

Das mit dem Stromerzeuger auf dem Steg war natürlich nur ein Witz. Die Stegnachbarn würden mich am Takelbaum hochziehen. Ich habe zwar einen, der steht aber schön im Keller.
Solarzellen müssen zum Laden reichen (solange mein E-Aussenborder keine Rekuperation kann).

Gruß, Achim
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sailor
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von sailor »

Hallo Miteinander,
eine mögliche Alternative wäre eventuell eine Teelichtheizung.
Bauanleitung bei YouTube.
Habe es selbst noch nicht probiert.
Wenn es nicht funktioniert hält sich der Schaden auch in Grenzen.
Die momentan kalten Nächte wären ideal zum ausprobieren :lol:
Gruß
sailor
Libi
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Re: Infrarotheizung im Boot

Beitrag von Libi »

Teelichter = Verbrennung, offene Flamme, verbraucht Sauerstoff, produziert Feinstaub und CO2, hält auch keine Nacht durch, liefert bei einer Kerze nur minimale Wärme, bei 5 Teelichtern die 12fache Feinstaubbelastung* - lass mich kurz nachdenken - Nein ;)

*https://www.google.de/url?sa=t&source=w ... oZQD-cXGLg

Hab gestern die Antwort vom Versender meiner Infrarotheizung bekommen, das es sich bei dem erhöhten Verbrauch um einen Produktionsfehler oder einen Defekt handeln könnte. Er hat mir einen Austausch angeboten. Wenn sich dies bestätigt und die neue nur 130 Watt benötigt, würde sich die Laufzeit auf ca. 7 Stunden Dauerbetrieb erhöhen.

Achim
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